Die Augen von Jasemin Demir strahlen über der schwarzen Maske. Seit vergangenen Donnerstag hat sie mit ihrem Team vom Café Cannape in Mönchengladbach Tische und Stühle hin und hergeschleppt, hat Abstände gemessen, Markierungen geklebt, Unterlagen vorbereitet und nun ist es endlich soweit: Am Montag (11.05.2020) kommen die ersten Gäste nach sieben Wochen. "Es sind alles Stammgäste und ich freue mich so sehr, alle wiederzusehen", sagt die 34-jährige Angestellte.
"Als hätte ich meine Familie vermisst"
Jedem Gast erklärt sie, wie das nun funktioniert: Name, Adresse, Datum mit Uhrzeit und Dauer des Besuchs und wer saß an welchem Tisch - das alles muss notiert werden. Zudem gibt es Hygienepläne für das Personal: Menü-Karten,Tische, Stühle, Hände, Toiletten werden regelmäßig desinfiziert. "Das wäre bei normalem Betrieb nicht zu schaffen. Wir haben ungefähr die Hälfte der Tische", so Jasemin Demir.
Die Gäste stört das administrative Prozedere nicht - sie sind einfach nur froh, endlich wieder in ihrem Lieblingscafé sitzen zu können. "Als hätte ich meine Familie vermisst", sagt Ilona Köntges.
Lockerungen kamen für viele Wirte überraschend
Viele Passanten gehen mit ihren Nasen ganz nah an die Scheibe vom Restaurant Mokka. Manche klopfen und winken rein. Die Kabel hängen aus der Decke, Werkzeug liegt auf den Tischen. "Wir hatten nicht so schnell mit Lockerungen gerechnet und stecken mitten in den Renovierungsarbeiten", sagt Restaurantbetreiber Oliver Segner, der am 19. Mai wieder öffnet.
Die Gastronomen in Mönchengladbach tauschen sich untereinander in verschiedenen Foren aus. Es habe so manchen Hilferuf bei Kolleginnen und Kollegen gegeben, erzählt Segner. "Wie soll ich das alles schaffen? Lohnt es sich finanziell zu öffnen? Wie genau sind die Bedingungen? Woher bekommen wir die Infos? Uns alle beschäftigen gerade viele Fragen", so Segner.
Manche Restaurants und Café sind einfach zu klein
Während andere Gastronomen ihre Tische wienern, informiert Daniela Marischen ihre Gäste schweren Herzens per Plakat im Fenster ihres kleinen Cafés Loulou's in der Rheydter Innenstadt. Nur zwei Tische könnte sie in dem kleinen Raum belegen.
Das lohnt bei den finanziell nicht und passt auch nicht zur Philosophie ihres Cafés: 'Nimm einen Stuhl und setzt Dich mit dazu'. Marischen: "Diese Spontanität und Herzlichkeit machen das Loulou's aus." Im September eröffnet die 41-Jährige ein etwas größeres Café ganz in der Nähe.