Viele Gastronomen blicken mit Sorge auf die kommenden Monate. Nach der langen Corona-Zwangspause haben viele Restaurant- und Cafébetreiber reagiert und mehr Tische im Außenbereich aufgestellt. So lassen sich Abstände besser einhalten und Gäste fühlen sich an der frischen Luft einfach wohler. Aber wie soll Außengastronomie in der kalten Jahreszeit funktionieren? Fragen und Antworten.
Wie wollen Gastronomen über den Winter kommen?
Im Prinzip wollen viele Gaststättenbetreiber die Open-Air-Saison in diesem Jahr möglichst bis in den Winter verlängern. Dafür gibt es zwar viele technische Möglichkeiten, aber die sind oft recht teuer oder wegen Platzmangel nur schlecht umsetzbar. Ein Beispiel sind halboffene Pavillons oder Festzelte, die aber sehr viel Raum beanspruchen und deshalb nur in Einzelfällen dauerhaft stehen bleiben können.
Die schnellste und wohl auch billigste Lösung sind mit Propangas betriebene Heizpilze, mit denen man auch im Außenbereich blitzschnell angenehme Temperaturen erzeugen kann.
Wo liegt das Problem?
Heizpilze sind echte Klimakiller. Laut der Energieexpertin Irmela Colaço vom BUND kann ein einziger Heizpilz in einer Saison so viel Kohlendioxid produzieren wie ein Kleinwagen im ganzen Jahr. Deswegen haben einige Kommunen in NRW schon vor geraumer Zeit den Einsatz verboten: zum Beispiel Münster Warendorf, Greven und einige Bereiche von Köln und Essen. In anderen Städten wie Düsseldorf wurde ein Verbot zwar schon seit Langem diskutiert – umgesetzt wurde es aber nie. Lüdenscheit geht den umgekehrten Weg. Der Rat hat das Heizpilzverbot bis April 2021 einstimmig ausgesetzt.
Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat am Wochenende den Kommunen empfohlen, den Gastronomen den Einsatz von Heizpilzen zu ermöglichen – mit Blick auf die "Ausnahmesituation" und den "Gesundheitsschutz". Selbst die Grünen halten offenbar eine Ausnahme für vertretbar: "In diesem Winter ist das alles anders und daher wäre ich in dieser speziellen Ausnahmesituation und mit Blick auf den Gesundheitsschutz dafür, Verbote zeitlich befristet auszusetzen", sagte Bundestagsfraktionschef Anton Hofreiter am Wochenende.
Widerspruch kommt bisher nur von Umweltorganisationen wie Greenpeace oder BUND. In Zeiten des Klimawandels sei es einfach nur verrückt, die Straße zu heizen.
Gibt es Alternativen?
Die einfachste Lösung wäre, warme Decken an die Gäste auszugeben. Aber selbst das ist nicht so einfach möglich, weil die Decken nach jedem Gebrauch gewaschen oder desinfiziert werden müssten. Weniger klimaschädlich als Heizpilze sind elektrisch betriebene Infrarot-Lampen. Die Infrarot-Strahlung wandelt sich gezielt dort, wo sie auftrifft, in Wärme um – zum Beispiel auf Tischen oder Bekleidung. Allerdings sind die Geräte in der Anschaffung teuer und brauchen einen Stromanschluss, der oft erst installiert werden muss.
Noch teurer sind spezielle Lüftungsgeräte, die Aerosole aus der Umgebungsluft filtern. Theoretisch könnte mit solchen Geräten die Infektionsgefahr in Innenräumen stark reduziert werden. Aber eine solche Investition rechnet sich für die meisten Gastronomen nicht. Außerdem können auch die besten Geräte das Unbehagen nicht beseitigen, das viele Menschen derzeit beim Aufenthalt in geschlossenen Gasträumen ereilt.