"Es gibt zuhause viel mehr Ablenkmöglichkeiten", sagt Tom, 17 Jahre, Schüler aus Pulheim. Zum Beispiel durch Handy oder Internet. "Aus einer Fünf-Minuten-Pause wird dann schnell mal eine Stunde. Da ist man in der Schule deutlich produktiver."
Nur halb so viel Zeit für Schulaufgaben
Zu diesem Ergebnis kommt auch eine repräsentative Umfrage des Ifo-Instituts. Befragt wurden knapp 1.100 Eltern von Schulkindern in ganz Deutschland. Das Ergebnis: Die Zeit, in der sich Kinder pro Tag mit der Schule beschäftigt haben, hat sich während der Corona-Zeit halbiert. Von durchschnittlich 7,5 Stunden täglich auf nur noch 3,5 Stunden.
Ein gehöriger Rückgang, mahnt Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomie. "Das heißt, dass insgesamt viel weniger Lernen stattgefunden hat und es viele Kinder gibt, die sich sehr wenig mit Schule beschäftigt haben." Gleichzeitig sei die Zeit mit Fernsehen, Computerspielen und dem Handy gestiegen - von vier auf gut fünf Stunden pro Tag. Auch, wenn aus der Politik oft etwas anderes zu hören sei: "Home-Schooling hat nur leidlich gut geklappt", kritisiert Wößmann.
Schulministerin Gebauer: Viele Schüler zuhause nicht erreicht
Dass es Probleme beim Distanzunterricht gab, gesteht auch NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) ein. Sie sagte dem WDR: "Wir konnten viele Schülerinnen und Schüler nicht erreichen, aus den unterschiedlichsten Gründen. Aber das Schuljahr generell als verloren zu bezeichnen, das möchte ich nicht." Die Corona-Krise sei für alle neu gewesen. Man habe auf keine Erfahrungen zurück greifen können.
Kritik der Lehrergewerkschaft: "Zu wenig Unterstützung"
"Es gab zu wenig Unterstützung", kritisiert Maike Finnern, Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW NRW. Viele Lehrerinnen und Lehrer seien in den vergangenen Monaten von der Politik allein gelassen worden mit ihren Problemen.
Bei Neuinfektionen künftig schnell auf guten Online-Unterricht umstellen
In einer Woche, am 12.08.2020, beginnt in NRW wieder der Unterricht in der Schule. Dennoch dürfe man sich dann nicht nur auf den neuen Präsenzunterricht konzentrieren, fordert Ludger Wößmann vom ifo-Institut. Denn in den kommenden Monaten könnte es höhere Infektionszahlen geben, bei denen Schulen wieder geschlossen werden müssten. "Das Wichtigste wäre, dass wir umgehend auf einen Online-Unterricht umstellen, damit die Kinder eben nicht wieder auf sich selbst gestellt sind."