Seit Monatsbeginn wurden bislang rund 6 Prozent der Zweitimpfungstermine in den Impfzentren im Rheinland nicht wahrgenommen. Das teilte die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein am Freitag dem WDR mit. Insgesamt habe es sich dabei um 57.200 Termine gehandelt, sagte ein Sprecher der Vereinigung.
Oft wurde kurzfristig woanders geimpft
Auch im Gebiet der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) tritt die Tendenz auf, den Impftermin zu "schwänzen". So wurden laut Impfzentrum in Bielefeld 4.000 Zweitimpfungstermine und 1.200 Termine zur Erstimpfung innerhalb der vergangenen Woche nicht wahrgenommen. Daten für das gesamte Gebiet Westfalen-Lippe lägen derzeit nicht vor, sagte eine Sprecherin dem WDR.
Die Gründe, wieso Termine verfallen, sind vielfältig. Häufig würden Termine nicht wahrgenommen, "weil die Person zum Beispiel kurzfristig ein anderes Impfangebot erhalten hat", sagte eine Sprecherin der KVWL. Auch die beginnende Urlaubszeit könnte eine Rolle spielen, berichten die Gesundheitsministerien aus den Bundesländern, in denen bereits Sommerferien sind.
Spahn: Nicht auf Teilschutz nach Erstimpfung verlassen
Sich auf den Teilschutz zu verlassen, den die Erstimpfung bietet, scheint angesichts der sich weiter ausbreitenden Delta-Variante des Coronavirus riskant zu sein. Der Schutz durch die Erstimpfung liegt Studien zufolge gerade mal bei 33 Prozent. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mahnte am Freitag daher erneut, alle Impftermine wahrzunehmen.
Technische Probleme bei den Servern
Die Kassenärzte und Impfzentren bitten darum, einen Impftermin abzusagen, wenn er nicht mehr benötigt wird. Allerdings gibt es hier offenbar immer wieder technische Schwierigkeiten mit den Systemen. So funktioniere der Server im Impfzentrum Bielefeld, über den die Termine koordiniert werden, nicht zuverlässig, sagte der Leiter des Zentrums dem WDR. Inwiefern diese Schwierigkeiten bei der Datenerfassung die Genauigkeit der offiziellen Impf-Zahlen des RKI beeinflussen, stand zunächst nicht fest.
Impfzentren sind auf Nichterscheinen vorbereitet
Auf das Problem, dass Impfdosen ungenutzt entsorgt werden müssen, wenn die Personen nicht erscheinen, sind die Impfzentren vorbereitet. So hat sich das Impfzentrum in Hamm laut WDR-Informationen auf eine Nichterscheinungs-Quote von 10 Prozent eingestellt und öffnet daher entsprechend weniger Dosen. In Dortmund und Hagen werden Termine überbucht.
"Impfkampagne gerät nicht ins Stocken"
Aus Sicht der KVNO "besteht keine Gefahr, dass die Impfkampagne dadurch ins Stocken gerät", sagte ein Sprecher. Die Nachfrage nach Terminen sei nach wie vor unverändert hoch.
Derzeit sind laut RKI 52,9 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft, 34,1 Prozent haben den vollständigen Schutz. Aktuell werden im Schnitt über 9 Personen pro Sekunde in Deutschland geimpft.