Nicht nur viele Erwachsene warten dieser Tage auf eine Corona-Impfung. Auch bei Kindern und Jugendlichen möchten Eltern dafür sorgen, dass sie vor dem Virus geschützt sind. Doch bislang ist das nicht möglich, denn für Unter-16-Jährige ist noch kein Impfstoff zugelassen.
Doch das heißt nicht, dass die Vorbereitungen für den Fall der Fälle nicht schon laufen. Besonders schnell ist man am Konrad-Adenauer-Gymnasium in Langenfeld. Dort wurde bereits eine Initiative gestartet, damit zentral an der Schule geimpft werden kann. Dutzende Helfer haben sich bereits gemeldet.
Die Idee für ein schulinternes Impfzentrum kam von einer Ärztin aus der Elternschaft. Vor den Sommerferien könnte es die erste Impfung geben, am ersten Schultag danach die Zweite. "Natürlich geht es nur um diejenigen, die sich gerne impfen lassen möchten", sagt die Ärztin Debora Langenberg.
Viele Fragen zur Impfung noch ungeklärt
Einen landesweiten Plan, wie die Impfung von Jüngeren geregelt werden soll, gibt es noch nicht. So ist unklar, ob die Schulen mit eingebunden werden oder es über Ärzte und Impfzentren laufen soll. Auch weiß niemand, wie viel Impfstoff zur Verfügung stehen wird und, ob wie bei den Erwachsenen priorisiert wird. "An einer Konkretisierung des Vorgehens in NRW wird derzeit gearbeitet", heißt es aus dem NRW-Gesundheitsministerium.
Pläne der Landesregierung gefordert
Der Opposition dauert das zu lange. Die SPD fordert zeitnah eine Impfstrategie für Kinder- und Jugendliche. So müsse zum Beispiel geklärt werden, ob mobile Impfteams in die Schulen gehen und welche räumlichen Voraussetzungen dafür benötigt werden. Das Engagement vor Ort sei zwar gut. "Aber es ist unsere Verantwortung, einen Plan auf den Weg zu bringen, wie wir ein Impfangebot schaffen können, sobald es eine Freigabe gibt", sagt SPD-Fraktionsvize Lisa-Kristin Kapteinat.
Auch von der Grünen-Schulexpertin Sigrid Beer heißt es: "Es ist jetzt zwingend nötig, dass die Landesregierung kurzfristig ein Konzept vorlegt, wie sie Kinder und Jugendliche impfen will, sobald der Impfstoff für die Altersgruppe ab zwölf Jahren freigegeben ist." So brauche es Impfangebote in den Schulen, bei denen gegebenenfalls auch Familienmitglieder mitgeimpft werden. Mit Informationen dazu und Aufklärung müsse schon jetzt begonnen werden.
Im Moment warten alle noch auf die Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA. Sie prüft einen Antrag von Biontech, den Impfstoff ab 12 Jahre zuzulassen. Für Ende Mai/Anfang Juni wird mit einer Entscheidung gerechnet.
Stiko-Mitglied warnt vor zu hohen Erwartungen
Doch der Kinder- und Jugendarzt Martin Terhardt drückt auf die Bremse. Er ist Mitglied der Ständigen Impfkommission, die nach der EMA über die Freigabe in Deutschland mitentscheidet. Und Terhardt rechnet nicht mit einer baldigen Entscheidung. Denn auch nach der EMA werde es noch eine Weile dauern, bis auch eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission für Deutschland vorliege.
"Das Risiko des Impfstoffs können wir derzeit nur an einer kleinen Zulassungsstudie messen, die 1.131 geimpfte Kinder umfasst. Das ist zu gering, um seltene Komplikationen nach der Impfung vorhersagen zu können", sagte Terhardt dem RBB. Deshalb warte man auf Daten aus den USA und Kanada, wo der Impfstoff schon für Unter-16-Jährige zugelassen ist.
Früher Impfstoff wegen früherem Ferienbeginn?
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) rechnet trotzdem mit den ersten Impfungen für Schüler noch vor den Sommerferien. Um dann für NRW genug Impfstoff zu haben, versucht er es mit einem Trick. So sagte Laschet diese Woche im Landtag, dass Länder, die zuerst in die Ferien gehen, auch zuerst mit Impfstoff für junge Menschen beliefert werden müssten. Angesichts des Ferienbeginns Anfang Juli würde NRW davon profitieren. Bayern mit seinem deutlich späteren Start in die Ferien hat bereits signalisiert, dass es von Laschets Idee nichts hält. Für den 27. Mai ist nun ein Impfgipfel geplant. Dann dürfte auch darüber gesprochen werden.