Umut Kayserili weiß nicht, wie lange er noch so weitermachen kann. "Ich war bis gestern Abend halb zehn noch hier und heute morgen wieder ab halb sieben." Er pflegt Covid-Patienten an der Kölner Uniklinik auf der Intensivstation. "Ich bin mehrmals pro Schicht komplett durchgeschwitzt," erzählt er. Nicht nur das mehrmalige Drehen der vielen Covid-Patienten, von Bauch- in Rückenlage und später wieder zurück, bringt ihn an körperliche Grenzen.
Auch psychisch sei die Arbeit hart, manchmal muss Kayserili zwei bis drei Patienten versorgen, statt normalerweise einen. "Ich fühle mich dann einfach allein gelassen. Man wird zum hilflosen Helfer."
Das Durchschnittsalter der Patienten hier ist 50 Jahre. Umut Kayserili führt viele Gespräche mit den Angehörigen, darunter auch Kinder. "Das ist schon eine besondere Herausforderung, wenn die Kinder jünger sind als ich." Sie wollen von ihm wissen, ob es bei ihren Eltern bergauf geht, aber oft kann er das nicht mit Sicherheit sagen. Er weiß nur, dass etwa die Hälfte der Patienten auf seiner Station sterben wird.
Professor Hallek: Dem Team geht die Kraft aus
Dass das Team der Intensivstation im Moment häufig über seine Belastungsgrenzen hinaus arbeitet, sieht auch Klinikdirektor Michael Hallek. Das Team sei normalerweise immer sehr motiviert, "aber jetzt sehe ich an den Augen und an den Gesichtern, dass die Kraft ausgeht."
Weil die Pflegekräfte der Intensivstation Unterstützung brauchen, werden immer wieder fachfremde Kolleginnen eingearbeitet. Umut Kayserili weist heute Ute Kohr in die Arbeit ein, die eigentlich in der Anästhesie arbeitet und dort etwas völlig anderes macht.
Unterstützung von fachfremden Kolleginnen
Ute Kohr hat sich freiwillig gemeldet, erzählt sie. "Ich hoffe, dass ich den Kollegen, die hier schon seit Wochen am Limit arbeiten, wenigstens ein bisschen zur Hand gehen kann." Die Kollegen freuen sich über die Unterstützung, auch wenn sie erst eingearbeitet werden muss.
Aber es gibt auch immer mehr Pflegekräfte, die frustriert und kaputt sind und Kayserili versteht das. "Bevor man sich krank arbeitet, kündigt man und wechselt den Job." Auf seiner Station kämpfen viele junge Patienten um ihr Leben, einige sterben - das steckt hier keiner so leicht weg.