Millionen Menschen in NRW müssen sich im Dschungel der Corona-Regeln schon wieder neu orientieren. Denn im Verlauf der Sommerferien ist die Zahl der Neuinfektionen im Land wieder stark angestiegen. Ab Freitag gelten in acht Städten und Kreisen strengere Vorschriften im Alltag - zum Beispiel für die Gastronomie und für Fitness-Studios. Stichwort: Inzidenzstufe 2.
Wo gibt es neue Regeln?
Die regionale Inzidenzstufe 2 gilt in allen Städten und Kreisen, in denen die Inzidenz 35 an acht aufeinanderfolgenden Tagen überschritten wird. Die verschärften Regeln treten dann ab dem übernächsten Tag automatisch in Kraft.
Ab diesem Freitag fallen acht Kommunen unter die Inzidenzstufe 2: Solingen, Düsseldorf, der Rhein-Erft-Kreis, Köln, der Oberbergische Kreis, Bonn, der Kreis Gütersloh und Krefeld. Für sehr viele weitere Städte und Kreise zeichnet sich diese Hochstufung ebenfalls ab, wenn das Land nicht kurzfristig die Regeln ändert.
Welche Corona-Regeln gelten bei Inzidenzstufe 2?
Sehr, sehr viele. Hier eine kleine Auswahl:
- Kontaktbeschränkungen: Für Geimpfte und Genesene gibt es keine Einschränkungen. Für alle anderen gilt: Im öffentlichen Raum dürfen sich beliebig viele Menschen aus bis zu drei Haushalten treffen.
- Einkaufen: Erlaubt sind höchstens ein Kunde pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche.
- Gastronomie: Für die Außengastronomie sind keine Tests nötig. Die Innengastronomie darf für Getestete, Genesene und Geimpfte öffnen - es besteht Platzpflicht.
- Große Festveranstaltungen: Eigentlich sind sie nicht erlaubt. Allerdings gibt es Ausnahmen für wichtige Ereignisse wie lange geplante Hochzeitsfeiern: Dort müssen die Gäste allerdings ausnahmslos geimpft, genesen oder negativ getestet sein.
- Sport: Fitness-Studios, Schwimmbäder und Saunen sind für Geimpfte, Genesene und Getestete offen.
Einen ausführlichen Überblick über die Regeln gibt es hier.
Was passiert, wenn in meiner Stadt die Inzidenz dauerhaft über 50 liegt?
Zunächst einmal: nichts. Aktuell haben in NRW schon zwölf Kommunen einen besonders hohen Inzidenzwert über 50, zum Beispiel Solingen mit 77. Nach den bisherigen Regeln hätte in solchen Kommunen eigentlich bald die Inzidenzstufe 3 ausgerufen werden müssen: mit noch strengeren Einschränkungen für das öffentliche Leben.
Aber: Durch eine Änderung in der Corona-Schutzverordnung hat die Landesregierung die Inzidenzstufe 3 bis zum 19. August vorläufig ausgesetzt. Also bleibt es auch in Kommunen mit höheren Inzidenzwerten erstmal bei den Regeln der Inzidenzstufe 2. Zur Begründung hieß es, dass angesichts der hohen Impfquote und der entspannten Lage im Gesundheitssystem weitere Einschränkungen nicht angemessen sind.
Wie geht es weiter?
Das weiß noch niemand so genau. Allerdings gilt als sicher, dass sich die Corona-Politik in naher Zukunft stark ändern wird. Zurzeit arbeitet die Landesregierung an einer neuen Corona-Schutzverordnung, in der die Regeln für den Spätsommer und den Herbst neu definiert werden. Bisher sind nur Eckpunkte bekannt, auf die sich Bund und Länder am Mittwoch geeinigt haben. Eine Auswahl:
- Strengere Regeln für Ungeimpfte: Wer nicht genesen oder geimpft ist, muss spätestens ab dem 23. August für viele Aktivitäten in Innenräumen ein negatives Corona-Testergebnis vorlegen. Mit dieser sogenannten 3G-Regel, "Geimpft, Genesen, Getestet", wollen Bund und Länder den Druck auf nicht Geimpfte erhöhen.
- Kein allgemeiner "Lockdown": Eine behördliche Schließung, wie er teilweise in der Inzidenzstufe 3 für bestimmte Bereiche des öffentlichen Lebens vorgesehen war, wird es nicht mehr geben.
- Regionale Einzelfallentscheidung: Falls lokal begrenzt extrem hohe Infektionszahlen auftreten, sollen die betroffenen Kommunen gemeinsam mit dem Ministerium gezielte Gegenmaßnahmen treffen.
- Neue Kennzahlen: Die Inzidenz wird in Zukunft nicht mehr die einzige Kennzahl sein, von der Lockerungen oder Verschärfungen der Corona-Regeln abhängig gemacht werden. Auch die Impfquote, die Zahl der schweren Krankheitsverläufe und die Belastung des Gesundheitswesens werden eine Rolle spielen.
Wie machen es andere Bundesländer?
Auch in den anderen Bundesländern überlegen die Landesregierungen, wie sie die Beschlüsse der Bund-Länder-Gespräche umsetzen können. So wird es in Baden-Württemberg künftig keine starren Inzidenzregeln mehr geben. Auch Niedersachsen verabschiedet sich von seinem Stufenplan. Ein fertiges Konzept gibt es dort allerdings auch noch nicht.