Eigentlich fiebert die Steinenbrücker Tanzgarde Karneval entgegen - gerade wünscht sie sich aber eine offizielle Absage für den Sitzungskarneval. Denn: Sie hat längst Festzelt, Bands und Redner gebucht - für fast 40.000 Euro. Bei einer freiwilligen Absage würde die Tanzgarde wohl auf einem Großteil der Kosten sitzen bleiben. Anders sähe es aus, wenn das Land NRW ein offizielles Aus für den Sitzungskarneval beschließen würde.
Kein Karneval wie üblich
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann findet es noch zu früh, um über die Karnevalssession zu sprechen. "Bevor wir diese Frage entscheiden, möchte ich zwei, drei Wochen weiter sein". Wenn die Zahlen so hoch blieben, könne es sicherlich keinen Karneval wie üblich geben. "Da will ich auch gar nicht hinterm Berg halten: Wenn in drei Wochen die Inzidenz da ist, wo sie jetzt ist, bin ich schon der Meinung, dass wir dann eher zu der Frage kommen, dass Karneval so nicht geht, wie wir das kennen."
Die Jecken lassen sich nicht abhalten
Aber selbst wenn es wirklich dazu kommen sollte, dass die Karnevalsgesellschaften und Vereine ihre organisierten Veranstaltungen absagen müssten, die Frage des Straßenkarnevals wäre damit nicht geklärt.
"Ob wir jetzt irgendwas absagen oder nicht, das wird ja nicht zehntausende Jecken davon abhalten, am 11.11. in die Altstadt zu strömen. Die Menschen werden feiern, die Frage ist nur, wie", sagt Michael Kramp vom Festkomitee Kölner Karneval. Man wolle nicht um jeden Preis den üblichen Karneval durchziehen - aber gerade für Köln reiche eben nicht nur ein Wunsch aus Berlin, "da müssen wir Konzepte für den öffentlichen Raum haben".
Köln will Entwicklung der Infektionszahlen abwarten
Die Stadt Köln hat dazu einen Runden Tisch einberufen, mit Gastronomen, Polizei und Infektiologen. Ein erster Austausch dazu sei konstruktiv verlaufen, ein konkretes Konzept für den 11.11. gibt es aber noch nicht. Die Stadt will jetzt erstmal die Entwicklung der Infektionszahlen in den kommenden Wochen abwarten. Im September soll es dann einen weiteren Runden Tisch geben.
Regeln für den Sitzungskarneval
Die großen Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf, Bonn und Aachen haben außerdem beim NRW-Gesundheitsministerium Vorschläge für Karneval in Zeiten von Corona vorgelegt. Voraussichtlich Mitte September soll es eine Rückmeldung geben.
Vorschläge sind unter anderem: Redner sollen mindestens drei Meter Abstand vom Publikum halten. Blasmusiker mindestens vier. Und Bands sollen nicht durch das Publikum auf die Bühne laufen. Karnevalsumzüge sind noch kein Thema, die Planungen fokussieren sich jetzt erstmal auf den 11.11. und den Start der Sitzungszeit.
Die Handlungsempfehlungen sollen vor allem den Karnevalsgesellschaften bei der Planung und den Behörden bei den Genehmigungsverfahren helfen. Bis die Handlungsempfehlungen stehen, ist für Peter Hense, den Vorsitzenden des Karnevalsauschusses Ratingen, klar: "Ohne gesetzliche Vorgabe planen wir bei unserer Veranstaltung erstmal so weiter, wie wir es in den Vorjahren getan haben - und warten darauf, dass wir Vorgaben bekommen".