Seit die Ständige Impfkommission (Stiko) die Corona-Impfung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren empfohlen hat, laufen in vielen Kommunen Impfkampagnen für Jugendliche an. In Köln und Düsseldorf zum Beispiel sollen Impfmobile vor den Schulen aufgestellt werden. Das finden nicht alle gut.
Kinderarzt: Zu knappe Beratung in Impfmobilen
Jakob Maske, Verbandssprecher des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), hält die Impfmobile für unnötig. "Wir haben ja gar keinen großen Druck, die Jugendlichen möglichst schnell zu impfen. Es ist ja nicht so, dass uns die Kinder zu Hunderten sterben. Außerdem sehen wir in der Bevölkerung eine recht große Impfbereitschaft", sagte Maske im Gespräch mit dem WDR.
Ein Impfmobil vor der Schule sei schlichtweg nicht der richtige Ort für eine Impfung. "Die Aufklärung im Impfbus ist schwierig, es darf zumindest angezweifelt werden, dass die Beratungszeit auch wirklich angemessen ist", so Maske. "Wir sehen das ja schon in den Praxen, dass die Zeit für Beratung knapp ist", so der praktizierende Kinderarzt.
Nicht aus Impuls heraus impfen lassen
Ein weiteres Problem der Impfmobile sei die fehlende Einwilligung der Eltern. "Was ist mit den Erziehungsberechtigten?", fragt Maske. "In der Schule herrscht ein Gruppenzwang, der Schüler möglicherweise zur Impfung verleitet, ohne dass die Eltern davon wissen." Schließlich sollte sich niemand aus einem Impuls heraus impfen lassen.
Grundsätzlich spricht sich auch der BVKJ für die Impfung von Kindern und Jugendlichen aus: "Aber wir raten dazu, die Impfung in den Arztpraxen vornehmen zu lassen. Die Entscheidung sollte gemeinsam mit den Erziehungsberechtigten vorgenommen werden." Und diese Entscheidung sollte der Arzt auch beurteilen können, im Impfbus sei das nicht möglich, so Maske.
Impfmobile vor den Schulen sind "Aktionismus"
Der Verband sieht die Impfempfehlung der Stiko positiv, weil eine hohe Durchimpfungsrate in der Gesamtbevölkerung ein wesentlicher Bestandteil der Pandemiebekämpfung sei. Verbandssprecher Maske kritisiert aber den hohen Druck: "Das sind ja schon fast Notfallmaßnahmen." Ein so vehementes Vorgehen sei einfach nicht nötig: "Diese Eile halte ich für Aktionismus."