Donnerstag ist traditionell der Kinotag. Dann ändert sich das wöchentliche Programm, dann kommen die neuesten, oft heiß ersehnten Filme in die Kinos. Das gilt in dieser Woche noch mehr als normalerweise. Denn heute öffnen die meisten Kinosäle im Land wieder, nachdem sie in der Pandemie monatelang geschlossen hatten.
Ein Termin also, auf den Kinogänger und -betreiber schon seit Wochen hinfiebern. Ob "Catweazle" mit Otto Waalkes, "Cruella" mit Emma Stone, der Horrorstreifen "A Quiet Place 2" oder die preisgekrönte Roboter-RomCom "Ich bin dein Mensch" - die Highlights sind zahlreich, die Verleiher setzen auf ein vielseitiges Programm.
Sitzplan im Schachbrettmuster bereitet Probleme
Allerdings ist natürlich auch ein Kinobesuch mit diversen Auflagen verbunden. So müssen die Besucher ihre Kontaktdaten hinterlassen und laut Gesundheitsministerium entweder getestet, geimpft oder genesen sein. Oder das Kino muss mit einer entsprechenden Sitzordung für die Abstände sorgen. Das funktioniert oft nach dem Schachbrettmuster: In einer Reihe sind nur die Plätze mit den gerade Sitznummern besetzt, in der folgenden nur die mit den ungeraden Nummern.
In der Branche führt dieses Schachbrett-System oft noch zu Verwirrung. Christine Berg vom Verband HDF Kino beklagt, die Regelung sei intransparent. Es sei "nicht nachvollziehbar, wie es eigentlich sein soll", sagte sie dem WDR. Versetzte Stuhlreihen, Partnersitze - die Bestuhlung der Kinos ist eben sehr unterschiedlich. Die Kinobetreiber seien teilweise verunsichert.
Popcorn und Cola sind erlaubt
Eine Maskenpflicht besteht laut NRW-Gesundheitsministerium nicht mehr, sobald man seinen Sitzplatz erreicht hat und getestet, geimpft oder genesen ist. Auch Essen und Trinken während der Vorstellungen ist gestattet. Kinos sind in der Regel mit guten Belüftungssystemen und Filtern ausgestattet. Studien sehen ein relativ geringes Infektionsrisiko in Kinosälen.
Kinobranche mit großen Umsatzeinbrüchen 2020
Manche Kinos, die seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 geschlossen hatten, haben zum Neustart mit Personalproblemen zu kämpfen. Es müssten Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt werden, andere hätten die Branche gewechselt und müssten ersetzt werden, so der Kinobetreiber Hans-Joachim Flebbe.
Auch deswegen habe es einen gewissen Vorlauf gebraucht um die Kinos wieder zu öffnen, sagt Cinemaxx-Geschäftsführer Frank Thomsen: "Ein Kino unserer Größe ist nicht vergleichbar mit einer Damen- oder Herrenboutique, wo der Besitzer morgens aufmacht und wenn die Inzidenz steigt macht er nicht mehr auf."
Kinoleiterin: Besser 50 Prozent Einnahmen als nichts
Dass sich die Umsätze schnell wieder auf dem Vor-Corona-Niveau einpendeln, ist unwahrscheinlich. Die Branche hatte 2020 in Deutschland laut HDF Kino 70 Prozent weniger Besucher und einen Umsatzrückgang von rund 700 Millionen Euro zu verzeichnen. Das aufzuholen mit einer Auslastung von derzeit 50 Prozent. Dennoch freut sich zum Beispiel Sigrid Switala über die Öffnungsperspektive, sie ist Leiterin des Casablanca in Bochum: "Im Endeffekt ist es gut, dass wir zumindest 50 Prozent Einnahmen haben, statt gar nichts."
Kann das Kino dem Streaming-Boom trotzen?
Allerdings haben die Kinos eine erstarte Konkurrenz: In Corona-Zeiten haben viele Menschen ein Abo bei einem Streaming-Dienst abgeschlossen. Macht die heimische Couch also dem Kinosaal noch mehr Konkurrenz als vor der Pandemie? Ulrich Matthes, Präsident der Deutschen Filmakademie, äußerte sich zuversichtlich, dass beide Angebote auch künftig nebeneinander existieren könnten. Es sei ein großer Unterschied, einen Film im Streaming auf dem Sofa zu sehen, oder in der "herrlichen, verzaubernden Atmosphäre eines großen Kinosaals", in dem die Zuschauer ganz anders in "die großen Gefühle und großen Landschaften" eintauchen könnten.
Die Menschen seien nach der langen Zeit der pandemiebedingten Schließung bedürftig nach gemeinsamen kulturellen Erlebnissen mit vielen anderen, sagte der Schauspieler im Deutschlandfunk.