Das dürfte bei vielen Eltern in NRW für große Erleichterung sorgen: Die Kita-Betreuung ihrer Kinder ist nach den Sommerferien wieder gesichert. Alle Kindergärten sollen ab dem 17. August wieder in den Regelbetrieb zurückkehren. Das kündigte Familienminister Joachim Stamp (FDP) am Dienstag in Düsseldorf (28.07.2020) an.
45 Corona-Fälle bei Kita-Kindern
Allerdings gelte die Regelung nur, "wenn dies das Infektionsgeschehen zulässt", schränkte Stamp ein. Die Gesundheitsämter können also weiterhin Kitas schließen, wenn diese sich zu Hotspots entwickeln drohen. Nach Angaben des Familienministeriums sind seit Anfang Juni insgesamt 45 Corona-Infektionen bei Kindern und 28 bei Mitarbeitern gemeldet worden.
Keine finanzielle Entlastung für Eltern
Die Erleichterung bekommen Eltern allerdings nicht finanziell zu spüren: Obwohl der Regelbetrieb erst ab Mitte August startet, wird es keinen Nachlass mehr bei den Elternbeiträgen geben. "Dazu sind wird als Land nicht mehr in der Lage", so Stamp. Im Juni und Juli waren die Beiträge zur Entlastung der Eltern noch zur Hälfte erlassen worden.
Nicht jede Schnupfnase muss zum Arzt
Dafür wird einigen Eltern weiterhin der Weg zum Arzt erspart. Denn von der ursprünglichen Vorgabe, dass jedes Kind mit einer Schnupfnase vom Kita-Betrieb ausgeschlossen werden soll, rückt das Land endgültig ab. "Wir haben gemerkt, dass wir Vorgaben immer wieder auf Praxistauglichkeit überprüfen müssen", so Stamp.
Sein Ministerium hat deshalb die entsprechende Empfehlung aktualisiert. Nun heißt es darin: "Im Falle einer laufenden Nase ohne weitere Krankheitsanzeichen oder Beeinträchtigung des Wohlbefindens des Kindes, sollte zunächst für 24 Stunden zu Hause beobachtet werden, ob weitere Symptome wie Husten, Fieber, etc. hinzukommen." Ein ärztliches Attest ist nicht mehr notwendig.
Trennung von Kita-Gruppen aufgehoben
Sollten dennoch in Kitas Infektionsfälle auftreten, werden alle Beteiligten laut Stamp "sofort und umfänglich" getestet. Die Beschäftigten erhalten zudem die Möglichkeit, sich bis zu den Herbstferien alle 14 Tage kostenlos testen zu lassen.
Die SPD fordert unterdessen eine Ausweitung der freiwilligen Tests auch auf die Kinder. "Zum Regelbetrieb müssen auch Regeltests gehören", betonte Dennis Maelzer, familienpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion.
Mit der Aufnahme des Regelbetriebs endet unterdessen auch die strikte Trennung von Kita-Gruppen. "Kitas können in ihr übliches pädagogisches Konzept zurückkehren", kündigte Stamp an.
Kita-Helfer unterstützen den Alltag
Um die zusätzlichen Maßnahmen für Arbeits- und Hygieneschutz leisten zu können, erhalten die Träger insgesamt 105 Millionen Euro vom Land. 10,5 Millionen Euro davon stehen für Arbeitsschutz und Schulungen zur Verfügung, 94,5 Millionen Euro sollen für zusätzliche Kita-Helfer ausgegeben werden, die bis Ende des Jahres den Kita-Alltag unterstützen sollen.
Man müsse aber auch daran arbeiten, Fachkräfte zu gewinnen, betonte Daniela Heimann vom Landeselternbeirat. Ihre Sorge sei nach wie vor das fehlende Personal. Die Aufnahme des Regelbetriebs lobte sie: "Wir haben lange darauf gewartet."
Kitaverband befürchtet Probleme
Klaus Bremen vom Deutschen Kitaverband NRW sieht den geplanten Start des Regelbetriebs differenzierter. Die Rückkehr zu vollen Betreuungszeiten könnte aus Sicht des Verbandes Probleme bringen: "Ich erwarte, dass es noch Kitas gibt, die das nicht realisieren können", so Bremen. Nach wie vor gebe es Erzieherinnen und Erzieher mit Vorerkrankungen, die noch nicht wieder arbeiten können.