Wenn Deutschland gerade in irgendetwas in der Tat nicht ist, dann in einer Osterruhe. Nicht mal in einer vorösterlichen. Im Gegenteil: Das Land erlebt politische Chaos-Tage. Mitten in der größten Krise der bundesrepublikanischen Geschichte. Diese Krise ist spätestens seit heute auch eine Krise von Angela Merkel. Denn es gibt Fehler, die darf man nicht machen.
Ja, es zeugt von Größe der Kanzlerin, dass sie die Beschlüsse von Montagnacht als "einzig und allein" ihren Fehler bezeichnet und uns alle um Verzeihung für die "zusätzliche Verunsicherung" bittet. Und ja, das ist eine Fehlerkultur, die gerade in der Spitzenpolitik im Prinzip wünschenswert ist. Aber: Das damit einhergehende Hin und Her trifft die Republik in einem Moment, in dem das Vertrauen in politische Entscheidungen und vor allem politische Entscheidungsträger ohnehin gefährlich rapide abnimmt. Es kommt zu einem fatalen Zeitpunkt.
Sehnsucht nach Verlässlichkeit
Wer sich seit Dienstagmorgen im Land umgehört hatte, der hat Markthändlerinnen, Friseure, Handwerker, Blumenhändlerinnen und Eltern gehört, die das taten, was sie nun schon seit einem Jahr tun müssen: Ihr Leben nach Beschlüssen der MPK umorganisieren. Man könnte auch sagen: Improvisieren. Diesmal also die Osterruhe. Das sind Menschen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als das kleine bisschen an Verlässlichkeit, das eine Pandemie überhaupt noch zulässt. Verlässlichkeit à la "Sie kennen mich". Verlässlichkeit à la Merkel.
Man muss befürchten, dass da mit dem heutigen Tag etwas ins Wanken gerät. Jetzt ist Angela Merkel aufgefallen, dass eine Osterruhe "in der Kürze der Zeit nicht umsetzbar" ist? JETZT? Eine Maßnahme, die epidemiologisch ja wahrlich nicht mal besonders revolutionär daher kam. Reden wir noch von der Bundeskanzlerin, die wie keine andere den Nimbus hat, die Dinge vom Ende her zu denken?
Moderierender Politikstil am Ende?
Natürlich haben uns auch die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten diesen Schlamassel durch zum Teil massive Fehleinschätzungen und die kaum zu stillende Streitlust der letzten Monate mit eingebrockt. Aber: "Am Ende trage ich die Verantwortung qua Amt." So hat es Angela Merkel heute gesagt. Damit hat sie recht. Ihr moderierender Politikstil hat Deutschland jahrelang gut getan. Jetzt ist er am Ende. Es gibt Fehler, die darf man nicht machen.