Es passieren jetzt viele richtige Dinge: Bald machen die meisten Schulen wieder auf, an den Hochschulen gibt es mehr Präsenz und auch die Kitas werden wieder im Regelbetrieb ankommen - sollte die Infektionsdynamik anhalten.
Aber: Dieser jetzt erfolgte Öffnungschritt ist weniger mutig, als er wirken mag. Klar - noch haben wir nicht alle, die wollen, zumindest einmal impfen können. Für Kinder über 12 fehlt sogar noch die Zulassung für einen Impfstoff, die aber bald kommen wird.
Kaum Sachgründe für Wechselunterricht
Aber wir haben in NRW was anderes: Eine funktionierende Teststruktur. An den Grundschulen sogar eine, die auf hochwertige PCR-Tests setzt. Die Impfkampagne für das Personal der Kitas, Grund- und Förderschulen ist seit bald vier Wochen formal abgeschlossen - wer wollte, sollte also schon die erste Impfung erhalten haben.
Zumindest in diesen Bereichen gibt es kaum noch einen sachlichen Grund, weiterhin auf Notbetrieb und Wechselunterricht zu setzen. Daher ist noch seltsamer, dass wir nicht schon direkt nach Pfingsten bei den Jüngsten wieder - da wo es geht - halbwegs normal starten.
Warnungen müssen ernster genommen werden
Angesichts der Warnungen aus der Welt der Kinder- und Jugendmedizin, ist jeder Tag früher, der halbwegs gewohnten Alltag schafft, ein gewonnener Tag. So gesehen sind die Tage ab Morgen bis zum 31. Mai für zahlreiche Kinder verlorene Tage. Außerdem deckt sich das nicht mit der Aussage von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) aus der vergangenen Woche. Da hatte er angekündigt, dass es bei den Kleinsten schneller gehen werde.
Aber was ist mit den älteren Schülern und Schülerinnen? Auch die sollten schneller mehr Präsenzunterricht erhalten. Unter strengen Testregeln. Was man nämlich an den Schulen und Kitas an Infektionen insgesamt findet, das verhindert weitere Coronaketten. Nicht wenige Statistiker warnen schon länger vor geschlossenen Schulen, da man somit viele unentdeckte Infektionsketten übersieht, entstanden durch Jugendliche, die sich ungetestet im privaten Raum bewegen.
Vielleicht zu übervorsichtig
So gut es also ist, dass NRW im Bildungsbereich so langsam wieder auf den Normalzustand zurück will, man sollte die Öffnungen nicht als schnell oder mutig bezeichnen. Das Gegenteil ist der Fall: Für eine Landesregierung, die immer im Verdacht stand, zu schnell und zu früh zu lockern, ist das dieses mal sehr vorsichtig. Vielleicht sogar übervorsichtig.