Angesichts steigender Neuinfektionen bereiten sich die Krankenhäuser in NRW darauf vor, wieder mehr Corona-Patienten behandeln zu müssen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat in den vergangenen Tagen kontinuierlich hohe Neuinfektionsstände aus den Gesundheitsämtern in Deutschland gemeldet. Auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) warnte: "Das Corona-Virus ist immer noch da. Wir müssen weiterhin wachsam sein."
Im Ruhrgebiet etwa, wo die Infektionszahlen wieder stark steigen, hätten inzwischen wieder viele Krankenhäuser Besuchsverbote ausgesprochen und planbare Operationen verschoben, berichtet Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW.
Zuversicht im Abwehrkampf
Trotz der steigenden Zahlen ist die Krankenhausgesellschaft zuversichtlich. "Grundsätzlich sind die nordrhein-westfälischen Krankenhäuser besser vorbereitet als noch vor und während der ersten Hochphase der Pandemie", sagte Brink. Es gebe inzwischen auch genügend Schutzausrüstungen für das Klinikpersonal, das zudem über mehr praktische Erfahrungen für die Corona-Behandlung verfüge.
Neubau für Corona-Fälle
Man wisse nun, dass Teams von Ärzten verschiedener Fachgebiete zusammenarbeiten müssen und die Behandlung nicht nur Lungenfachärzte betreffe, erklärte der Verbandspräsident. Teilweise seien medizinische Versorgungsmöglichkeiten außerhalb der Krankenhäuser eingerichtet worden, um Patienten zu schützen. An der Universitätsklinik Düsseldorf etwa soll innerhalb weniger Wochen ein dreigeschossiger Modul-Neubau zur Behandlung von Corona-Patienten entstehen.
Noch wenig Covid-19-Patienten in Intensivbetten
Die Zahl der Covid-19-Patienten, die auf einer Intensivstation beatmet werden mussten, ist in NRW nach Angaben der Landesregierung von fast 580 Menschen Mitte April auf weniger als 40 Ende Juli geschrumpft. Insgesamt hat NRW mehr als 5.700 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit. Von denen werden aktuell aber rund 4.000 gebraucht - die allermeisten für Nicht-Covid-19-Patienten.
Bundesweit sei in den vergangenen Wochen der Anteil der Kommunen, die gar keine Covid-19-Fälle mehr zu übermitteln hätten, zurückgegangen, stellt das RKI fest. Dieser Trend sei "beunruhigend". Das Institut schätzt "die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland derzeit weiterhin insgesamt als hoch ein, für Risikogruppen als sehr hoch."
Stiftung Patientenschutz warnt vor rechtsfreien Räumen
Derweil warnte die Deutsche Stiftung Patientenschutz mit Blick auf die Corona-Pandemie vor rechtsfreien Räumen. "Offenbar schauen Ordnungsämter und Polizei immer mehr weg, damit es nicht eskaliert. Auch trauen sich weniger Menschen, ihr Gegenüber auf einen fehlenden Infektionsschutz hinzuweisen", sagte der Vorstand der Stiftung, Eugen Brysch. "So entstehen rechtsfreie Räume und die Infektionsrate steigt." Nicht nur für die Hochrisikogruppe sei eine solche Entwicklung alarmierend.