Im März hatte die NRW-Landesregierung fünf Millionen Euro für freischaffende Künstler bereitgestellt. 17.000 Anträge gingen ein, das Geld reichte für 3.000 davon. Jetzt wurde nachgebessert, mit einer Einmalzahlung von 2.000 Euro für alle Antragsteller. WDR-Reporterin Carolyn Wissing hat den Musiker Klaus Vanscheidt auf dem Instagram-Kanal der Aktuellen Stunde befragt, wie er diese Aufstockung findet.
WDR: Hilft dir diese Aufstockung weiter?
Vanscheidt: Ich will nicht undankbar sein, aber das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Für uns freischaffende Musiker ist völlig unklar, ob und wann und unter welchen Bedingungen Live-Auftritte wieder möglich sein werden. Man verliert völlig den Überblick: Was darf man, was darf man nicht. Es ist herzzerreißend, was ich von meinen Kolleginnen und Kollegen mitbekomme. Viele müssen Hartz 4 beantragen. Für uns ist die Zukunft düster.
WDR: Seid ihr systemrelevant?
Vanscheidt: Bald wird es vielleicht so sein, dass die Menschen sich nach der Arbeit nur noch einen Film reinziehen oder vielleicht ein Buch lesen können. Wenn es keine Clubs und Konzerte mehr gibt, werden wir systemrelevant.
WDR: Siehst du irgendwelche Perspektiven?
Vanscheidt: Ich zitiere da meinen Kollegen Helge Schneider, der gesagt hat: "Ich trete nicht vor Autos auf". Wir brauchen ein Publikum, mit dem wir interagieren können, nicht Autofahrer, die über Lichthupe "Beifall spenden". Man kann solche Auftritte natürlich machen, um überhaupt was zu machen. Es gibt ja auch viele, die umsonst Livestreams veranstalten, manchmal wird dabei zu Spenden aufgerufen. Aber wir brauchen Menschen, vor denen wir live spielen können.
WDR: Wie kann man euch unterstützen?
Vanscheidt: Man kann z.B. unsere Songs möglichst oft auf Streamingplattformen wie Spotify anklicken. Und auch die hiesige Medienlandschaft ist aufgerufen, unsere Songs oft zu spielen, dann haben wir GEMA-Einnahmen. Wir erleben als Musiker unheimlich viel Solidarität und Hilfe und Herzlichkeit, aber mein Gefühl ist trotzdem, dass in den Köpfen der Allgemeinheit noch nicht angekommen ist, dass wir auch noch da sind. Es geht ja nicht nur um die Musiker, sondern da hängen so viele dran – die Crew, die Technik, die Caterer etc.
WDR: Welche Unterstützung aus der Politik wünschst du dir?
Vanscheidt: Ein Grundeinkommen für Musiker aus dem Querschnitt der Summe, die jeder verdient hat. Das ist natürlich schwer. Wer bekannter ist, würde mehr bekommen, da müsste man einen Schlüssel errechnen. Wichtig ist, dass keiner vor die Hunde geht. Ich wünsche mir vor allem, dass wir alle gesund bleiben – und als Kunst- und Kulturschaffende ein bisschen mehr in den Gedanken der Menschen stattfinden. Wir Künstler müssen uns ja immer für unser Dasein rechtfertigen. Wir wollen keine Extrawurst, aber zur Kenntnis genommen werden.