NRW-Gesundheitsminister: So ist der Plan zur Corona-Impfung
Stand: 23.11.2020, 16:51 Uhr
Der erste Impfstoff gegen Corona soll bald kommen. Wie die Impfungen ablaufen sollen und wer sie bekommt, hat Gesundheitsminister Laumann heute erklärt. Vor allem werden freiwillige Helfer gesucht.
Von Nina Magoley
Wie viele Dosen des neuen Impfstoffs gegen Corona in NRW zur Verfügung stehen werden, sei noch nicht klar, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Montag. Sobald der Bund die ersten Chargen erhalten habe, würden sie "gerecht" - je nach Einwohnerzahl - auf die Bundesländer verteilt.
Dann wird die große Frage sein: Wer bekommt ihn zuerst? Eins stellte Laumann ganz klar: Es werde nur geimpft, wer das auch selber wolle. Laut Umfragen seien das derzeit 70 Prozent der Bevölkerung. Dennoch müsse eine Rangfolge festgelegt werden, den Fahrplan dazu lege die Ständige Impfkommission fest. Demnach sind als erstes die rund 800.000 alten pflegebedürftigen Menschen in NRW an der Reihe. Knapp ein Viertel davon lebe in Altenheimen, so Laumann.
Nach den Alten kommt das medizinische Personal
Wie aber die rund 600.000, die zuhause gepflegt werden, über ihre Impfoption informiert werden, müsse erst noch geklärt werden, sagte Laumann. Kontaktmöglichkeiten bestünden etwa über die Pflegeversicherung oder die Hausärzte. Auch Menschen mit gefährlichen Vorerkrankungen stünden ganz oben auf der Liste, wenn sie eine Bescheinigung vom Arzt hätten.
An zweiter Stelle stehe dann das medizinische Personal in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Arztpraxen - mehr als eine Million Menschen. Bis es dazu komme, dass der Rest der Bevölkerung geimpft werden kann, "ist es mit Sicherheit deutlich nach Weihnachten".
53 Impfzentren will das Land aufbauen - in jeder Stadt und jedem Landkreis mindestens eins. Ziel sei, pro Tag 80.000 bis 100.000 Menschen zu impfen, sagte Laumann - wenn die Impfstoffmenge und die Strukturen es zuließen. Großer Knackpunkt dabei: das dramatisch fehlende Personal. Das soll jetzt über ein neues "Freiwilligenregister" aquiriert werden: Von der Ärztin über Krankenpfleger und Studierend bis zur Verwaltungskraft kann sich hier jeder eintragen, der Zeit hat, zu helfen.
Das müsse kein Vollzeitjob sein, sagte Sandra Postel von der Pflegekammer NRW - selbst das Angebot, "am Wochenende mal zwei Stunden im Pflegeheim zu impfen", sei hilfreich und willkommen. Denn: Der Impfstoff muss zweimal verabreicht werden, damit er wirken kann. Doppelter Aufwand also, der noch mehr Personal erforderlich macht. Angesprochen seien jetzt deshalb auch Menschen mit medizinischer Fachkenntnis, die "in Freistellung oder im Rentenmodus" seien. Bezahlt werden soll nach Tarif, versicherte der Gesundheitsminister, "Freiwilligkeit heißt hier nicht Ehrenamtlichkeit". Aufgebaut und betrieben wird das Freiwilligenregister von den beiden Ärztekammern in NRW.
Irgendwann demnächst, sagte Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, wenn sich die Lage wieder etwas entspannt habe, könnten dann auch Hausärzte Corona-Impfungen durchführen.
Auch für Schnelltests fehlen Helfer
Über das Freiwilligenregister sollen auch andere Personallücken gefüllt werden, die im medizinischen Bereich besonders in der Coronakrise klaffen: Bei der Nachverfolgung von Infizierten etwa, und auch bei den Schnelltests, die demnächst an relevanten Orten regelmäßig durchgeführt werden sollen. Seit dem Start des Freiwilligenregisters Mitte Juli hätten sich bereits rund 1.050 Menschen aus dem medizinischen Bereich und aus Pflege- und Gesundheitsberufen gemeldet.
Insgesamt, sagte Laumann, sei die Corona-Lage in NRW derzeit zwar angespannt, doch er sei zuversichtlich, dass das Gesundheitssystem stabil bleibe, wenn sich die derzeitige Dynamik der Infektionszahlen nicht gravierend verändere. "Aber wir müssen weiter ganz, ganz vorsichtig sein."
Am Nachmittag traf sich Laumann dann in einer Telefonkonferenz mit den 53 Oberbürgermeistern und Landräten NRWs. Verabredet sei nun, dass die medizinische Verantwortung in den geplanten 53 Impfzentren bei den Kassenärztlichen Vereinigungen liegen soll, die gesamte Organisation aber von den Kommunen übernommen werde. Das Ganze sei eine "riesige logistische Herausforderung", sagte Laumann, aber: "Bis Weihnachten wollen wir die Strukturen stehen haben."