Von Gründonnerstag bis Ostermontag soll in ganz Deutschland das öffentliche Leben ruhen. Zusammen mit der Rückkehr in den "Lockdown" soll damit die dritte Welle der Pandemie eingedämmt werden. Dirk Brockmann, Epidemiologe am Robert Koch-Institut (RKI), ist optimistisch. "Das könnte nach meiner Ansicht einen sehr positiven Effekt haben, weil eine ganze Reihe von Tagen dann quasi Ruhetage sind, also Sonntage", sagte Brockmann am Dienstag im Deutschlandfunk.
Schon der "Lockdown" im Frühjahr habe einen starken Effekt auf die Fallzahlen gehabt, weil die Menschen ihre Kontakte stark eingeschränkt hätten. Wie groß der Effekt diesmal sein werde, ließe sich aber "nur sehr, sehr schwer berechnen", sagte Brockmann. Nur eins sei klar: Ohne weitere Maßnahmen zu Ostern würde die Zahl der Neuinfektionen mit Sicherheit schnell auf 60.000 pro Tag steigen.
Lauterbach: Beschlüsse sind "brauchbar"
Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, der sich in den vergangenen Monaten mit eher pessimistischen (aber meist zutreffenden) Einschätzungen der Lage viel Anerkennung verdient hat, äußerte sich vorsichtig optimistisch. Die Beschlüsse von Bund und Ländern seien "brauchbar", schrieb er bei Twitter.
Einen echten Befreiungsschlag kann Lauterbach allerdings nicht erkennen: "Der kurzen Unterbrechung an Ostertagen gelingt keine Umkehr aus dem exponentiellen Wachstum." Wichtig sei, was danach komme. Nach Ostern müsse die Strategie von zweimal Testen pro Woche in Schulen und Betrieben vorbereitet sein. Wenn nicht, müsse man doch über "belegt wirksame Ausgangssperren" nachdenken.
Effekt durch Mutanten nicht bedacht?
Dagegen hat Viola Priesemann, Physikerin am Max-Planck-Institut und Spezialistin für Modellrechnungen, wenig Hoffnung auf eine positive Entwicklung in den kommenden Wochen. Mit ähnlichen Maßnahmen habe man es zwar im Frühjahr geschafft, die Infektionszahlen zu senken, sagte sie im WDR-"Morgenecho". Aber diesmal sei die Ausgangsposition eine ganz andere.
"Die dritte Welle hat eine neue Variante", sagte Priesemann, "und die britische Variante ist 30 Prozent ansteckender". Um das zu kompensieren, hätte es unbedingt strengere Regeln gebraucht als im Frühjahr. Der Effekt der zusätzlichen "Ruhetage" an Ostern werde sich wahrscheinlich in engen Grenzen halten.
Priesemann empfiehlt, von Ländern zu lernen, in denen die dritte Welle bereits erfolgreich gebrochen werden konnte, wie Portugal oder Irland. "Ohne strenge Regeln hätte das nicht funktioniert." Beide Länder hatten ihrer Bevölkerung Ausgangsbeschränkungen verordnet und diese mit hohen Bußgeldern durchgesetzt.