Früher hatten Friseure montags meistens zu. Heute gilt das Gegenteil - vor allem, wenn ein Lockdown kurz bevor steht. Als am Sonntagmittag feststand, dass ab Mittwoch die Frisöre dicht machen müssen, stand Heike Beckmanns Telefon nicht still. Viele Kunden der Kölner Friseurin meldeten sich, um ihre Termine nach vorne zu verlegen. Beckmann sperrte kurzerhand ihren Salon auf und fing an zu schneiden und zu färben - am Sonntag.
Friseurverband: "Sind absolut verzeifelt"
Ähnlich wie sie machen es auch andere Friseure: Termine werden verlegt, zusätzliche Mitarbeiter werden aktiviert, Öffnungszeiten verlängert. Manche machen sogar Termine am Dienstagabend um 22 Uhr - alles wird ausgenutzt, bis am Mittwoch das Verbot eintritt. Das Ergebnis sei ein "riesiger Kundenansturm", sagte Jörg Müller, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks, am Montag. "Das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders, aber die Friseure sind absolut verzweifelt." Normalerweise sei der Dezember für Salons der umsatzstärkste Monat des Jahres. Über das gesamte Jahr rechnet der Verband mit Umsatzeinbrüchen von rund 30 Prozent.
Rabatte, Sonderaktionen, längere Öffnungszeiten
Auch viele Einzelhändler im Land erweitern spontan ihre Öffnungszeiten im Rahmen der Möglichkeiten. Zudem sollen Rabatte und Sonderaktionen dafür sorgen, dass in den Tagen vor dem Lockdown möglichst viel Umsatz gemacht wird und sich die vollen Regale wenigstens ein bisschen leeren. Denn zehn Tage vor Heiligabend haben noch längst nicht alle Menschen ihre Geschenke besorgt.
Altmaier: Gutscheine statt "Shoppingabenteuer"
Volle Läden und lange Schlangen, in denen die Menschen eng aufeinander stehen, sind allerdings in Pandemiezeiten genau das, was vermieden werden soll. Kanzleramtsministet Helge Braun (CDU) äußerte am Sonntag im ARD Extra die "herzliche Bitte", diese beiden Tagen nicht zu vermehrten Einkäufen zu nutzen, um zu verhindern, dass die Innenstädte "übervoll" würden.
Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) rief die Bürger dazu auf, am Montag und am Dienstag wegen der Infektionsrisiken ganz auf den Einkauf von Weihnachtsgeschenken zu verzichten. "Ich wünsche mir und ich hoffe, dass die Menschen nur das Allernötigste besorgen, was sie wirklich brauchen an Lebensmitteln", sagte er am Sonntagabend. Jetzt sei nicht die Zeit für "Shoppingabenteuer". Er schlug vor, Gutscheine zu verschenken und sich den Gang in die Läden zu sparen.
"Die nächsten zwei Tage werden entscheidend"
Der SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans warnte ebenfalls vor einen Kundenansturm im Einzelhandel am Montag und Dienstag. "Die nächsten zwei Tage werden entscheidend für die Entwicklung des gesamten Monats sein", sagte er am Sonntag "Bild Live". Es müsse vermieden werden, dass Schlangen vor den Läden entstünden.
Durchgehende Öffnung bis Mittwoch gefordert
Um die Situation in den Läden zu entzerren, haben mehrere Politiker eine vorübergehende Öffnung der Geschäfte rund um die Uhr gefordert. "Sinnvoll wäre, die Öffnungszeiten bis in die Nacht auszuweiten, um diesen Ansturm zu entzerren", sagte FDP-Fraktionsvize Michael Theurer der "Bild". "Eine 48-Stunden-Öffnung bis zum Lockdown verhindert Schlangenbildung, wozu es aus infektiologischer Sicht keinesfalls kommen darf." Auch der Hamburger CDU-Chef Christoph Ploß forderte, die "Shopping-Zeiten bis in den Abend" zu strecken, um Gedränge vor Geschäften zu vermeiden. Diese Lösung könnte schnell in Kraft treten. Das Ladenöffnungsgesetz in NRW sieht keine zeitliche Begrenzung für Verkaufsstellen vor. Theoretisch können die Läden also rund um die Uhr öffnen.
Abholservice in Buchhandlungen auch im Lockdown
Ein beliebtes Weihnachtsgeschenk sind Bücher. Daher sollen Buchhandlungen zumindest einen Teil ihres Geschäfts weiterführen können. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sagte am Montag im WDR, dass zwar auch in diesen Läden die Kontakte reduziert werden sollen. Die Kunden könnten aber weiterhin Bücher bestellen und sich diese im Eingangsbereich der Buchhandlung abholen.
Handelsverband erwartet keinen Ansturm
Der Handelsverband HDE erwartet allerdings keinen Ansturm auf die Geschäfte. Bei Weihnachtsgeschenken könne es zwar am Montag und Dienstag zu "erhöhtem Kundenaufkommen" kommen, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth dem "Handelsblatt". Doch hätten viele Kunden ihre Planungen in den vergangenen Tagen sicherlich schon auf den Lockdown eingestellt.Zudem hätten die Händler in den vergangenen Monaten bewiesen, dass sie funktionierende Hygienekonzepte hätten.
Kommentare zum Thema
An einem verschobenen Haarschnitt ist noch niemand gestorben an Corona schon . Ich denke Gesundheit steht vor allem !!! Viele werden das nur leider erst verstehen wenn sie selbst betroffen sind ! Wenn alle mitgezogen hätten und sich nicht den Regeln widersetzt hätten wäre es jetzt wahrscheinlich garnicht so schlimm . Eine Maske zu tragen um andere und sich selbst zu schützen kann doch nicht so schwer sein aber für viele ist das ja schon zu viel . Corona zeigt uns leider den Spiegel unserer Gesellschaft . Voller Egoisten und Nörgler .
Dieser Lockwdown ist einfach ausgedrückt eine Farce. Hierdurch werden die Infektionszahlen nicht großartig sinken, so lange große Industriebetriebe noch weiter produzieren. Hier kann ein Spryder ohne große Anstrengung drei Schichtmodelle durchgängig anstecken. Bei Spätschicht - die Früh- und Nachtschicht. Und so weiter. Hier sollten Schließungen vorgenommen werden. Die Kontaktverfolgung durch das Gesundheitsamt ist meines Erachtens sehr differenziert. Welcher kleine Mitarbeiter im Gesundheitsamt setzt einen großen Konzern durch eine Infektionskette außer Betrieb? Hut ab vor diesem. Verständnis für die von der Bundesregierung getroffenen Regelungen ist nicht da. Die Schließung der Friseurläden, der Fußpflegepraxen und Floristen stößt sehr bitter auf. Die Bundesregierung will alte Leute schützen, nimmt ihnen aber die letzte Würde im Bezug auf Körperpflege - Haar-und Fußpflege. Nicht alle alten Leute können sich noch hier selber versorgen. Ein Blumenstrauß zu Weihnachten hilft ungemein
Wenn man ohnehin nirgends hingehen darf, braucht man auch nicht frisiert zu sein, ist doch klar. Meine Friseurin führt ihren Salon ohne Personal allein, und seit der Öffnung nach dem ersten Lockdown nimmt sie jeweils nur eine Kundin an, so dass man nicht auf Dritte stößt. Desinfektionsmittel sind vorhanden, sie achtet auch darauf, dass man sie benutzt. Teile des Salons hat sie mit Klebeband gesperrt. Mehr kann man m. E. nicht tun. Wenn das nicht reicht, weiß ich auch nicht weiter.