"Man kann es drehen und wenden, wie man will: Wir müssen zurück in den Lockdown", erklärte am Freitag Karl Lauterbach. Je eher dieser komme, desto kürzer werde er hoffentlich ausfallen. Behält der SPD-Gesundheitspolitiker Recht, wie so oft in den vergangenen Monaten? Sind die wenigen kleinen Freiheiten, die erst seit ein paar Wochen gelten, bald wieder Geschichte? Fragen und Antworten.
Steht der neue "Lockdown" kurz bevor?
Das weiß keiner so genau. Sicher ist nur eins: Lockerungen der Corona-Regeln wird es in Nordrhein-Westfalen vorerst nicht geben. Das hat das NRW-Gesundheitsministerium bereits am Donnerstag klargestellt. Ursprünglich hatte es noch Hoffnungen gegeben, dass zum 22. März weitere Öffnungen möglich werden - etwa in der Außengastronomie, bei Theatern, Konzert- und Opernhäusern, in Kinos sowie im Sport.
Voraussetzung wäre allerdings, dass die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz stabil oder sogar mit sinkender Tendenz unter 100 liegt. Die Hoffnung hat sich nicht erfüllt: Die Inzidenz lag am Freitag bei rund 96,5 - Tendenz steigend. Theoretisch könnten also schon kommende Woche erste Lockerungen zurückgenommen werden - die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch.
Wird ab einer Inzidenz über 100 die "Notbremse" gezogen?
Darauf scheint es hinauszulaufen. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) erklärte im Landtag, dass die von Bund und Ländern vereinbarte "Notbremse" in NRW landesweit angewendet wird. Das gesamte Land werde als Maßstab genommen. Wenn die Inzidenz landesweit mehr als drei Tage in Folge über 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in sieben Tage liege, würden strengere Lockdown-Regeln eingeführt.
Wo drohen aktuell verschärfte Regeln?
Im ganzen Land. Besonders aber in allen Kommunen, die den 100er-Inzidenzwert bereits überschritten haben. Am Freitag traf das bereits für 21 Städte und Kreise zu, allen voran der Märkische Kreis mit dem Spitzenwert 188,7. Betroffen sind aktuell auch Städte wie Herne (160,4), Wuppertal (143,3), Duisburg (127,7) und Köln (103,6).
Teilweise haben NRW-Städte schon Anträge für schärfere Corona-Regeln an die Landesregierung verschickt. Selbst darüber entscheiden dürfen sie nicht.
Kann und sollte man sich auf einen neuen "Lockdown" vorbereiten?
Vorbereitung ist immer gut. Aber nicht, indem man Nudeln und Klopapier kauft - über solche Panikreaktionen wie am Anfang der Pandemie dürften die meisten mittlerweile hinweg sein. Aber es ist gut möglich, dass Lockerungen wie die eingeschränkte Öffnung des Einzelhandels bald wieder zurückgenommen werden - landesweit oder lokal. Wer dringende Besorgungen machen muss, sollte sich also zeitnah um einen Termin bemühen.
Auch Friseure und andere "körpernahe Dienstleistungen" könnten bald wieder in die Zwangspause geschickt werden. Wer es bisher nicht zum Haareschneiden geschafft hat, sollte sich beeilen - Termine könnten in den kommenden Tagen recht begehrt sein. In Köln muss man beim Friseur und anderen "körpernahen Dienstleistungen" ab Montag einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 24 Stunden sein darf.
Treffen mit mehreren Freunden sind hingegen zurzeit wohl eher nicht empfehlenswert, auch wenn die Kontaktregeln sie (noch) zulassen. Die meisten Infektionen passieren im privaten Umfeld - solange die Risikogruppen nicht geimpft sind, gefährdet man mit einem normalen Sozialleben leider sich und andere.
Was ist mit den Schulen? Muss ich wieder eine Kinderbetreuung organisieren?
Bisher hält die Landesregierung an dem Plan fest, Schulen und Kitas nur als letztes Mittel zu schließen. Verlassen kann man sich darauf aber nicht - wenn die Inzidenz stabil sehr hoch ist, wird doch die Notbremse gezogen: In Düren wird es zum Beispiel ab Montag keinen Präsenzunterricht mehr geben, andere Städte könnten folgen. Falls die Großeltern schon geimpft sind, wäre jetzt die Zeit für einen netten Anruf - nur für den Fall.