Nicht zuhause, aber doch ganz nah: Die Niederlande sind dieses Jahr ein beliebtes Ziel für Urlauber, die sich wegen Corona noch nicht nach Südeuropa oder Übersee trauen. Und dann platzt die Nachricht von steigenden Infektionszahlen im Nachbarland mitten in das entspannte Sommergefühl. Was ist da los?
Wie haben sich die Zahlen entwickelt?
Der erste offizielle Corona-Fall wurde am 27.02.2020 bekannt. Seitdem ist sie kontinuierlich gestiegen: Jetzt, fast vier Monate später, liegt die Zahl der gemeldeten Fälle dem Gesundheitsministerium zufolge bei 52.073 Fällen, mehr als 6.000 sind an Covid-19 verstorben. Was auffällt: Seit vergangener Woche gibt es 987 Neuinfektionen, doppelt so viele wie in der Woche davor. Und der R-Wert ist zum ersten Mal seit Mitte März wieder über 1 auf 1,29 gestiegen: 100 Infizierte, so die Rechnung, könnten 129 weitere Menschen anstecken.
Am stärksten betroffen sind übrigens die Provinzen Nordholland, Südholland und Zeeland - Regionen, die Deutsche besonders gerne ansteuern. Ob sie das Virus mitgebracht haben oder ob der Anstieg andere Gründe hat, ist nicht klar.
Was bedeutet das für meinen Urlaub?
Wenn man nach den Websites der Regierung, der Tourismusorganisationen und auch des Auswärtigen Amtes in Berlin geht, gibt es bisher keine Verschärfung der Maßnahmen zum Schutz vor Corona. Sie wurden ohnehin in den vergangenen Wochen schrittweise gelockert. Jetzt gilt:
-Eine Maske muss nur im ÖPNV getragen werden. Da reicht ein nicht-medizinischer Schutz, ein Schal oder ein Visier sind nicht erlaubt.
- Ein Sicherheitsabstand von 1,5 Metern ist Pflicht.
- Dringend empfohlen: Händewaschen und Niesen in die Ellbogenbeuge.
- In Restaurants, Cafés und Strandbuden dürfen 100 Gäste drinnen und 250 Gäste Platz nehmen. Wenn die Gäste reserviert haben und sich am Eingang einem Gesundheitscheck unterziehen, dürfen auch mehr rein.
- Eine ähnliche Regelung gilt auch für Theater, Kinos und Museen. Das Ticket für einen Museumsbesuch muss aber vorher gekauft werden. Diskos und Nachtclubs bleiben dicht.
Ist der Kurs der niederländischen Regierung zu lasch?
Die Maßnahmen der Regierung in Den Haag waren immer deutlich lockerer als im restlichen Europa. Von einem massiven Lockdown wie in Spanien oder Italien war nie die Rede, selbst nach einem Anstieg der Infektionen wurden Schulen, Theater oder Campingplätze nur für kurze Zeit geschlossen. Die Regierung setzte stattdessen auf Maskenpflicht, Abstand und Händewaschen, ihr Ziel: die Pandemie mit möglichst wenigen Kranken aussitzen, bis es Gegenmittel gibt. Ob die Rutte-Regierung wirklich wie die Schweden eine Herdenimmunität im Auge hatte, bei der sich erst möglichst viele Menschen infizieren und dann immun werden, ist umstritten - nach massiver Kritik sprach der Regierungschef von einem Missverständnis. Fest steht: Das Land hat Corona noch lange nicht im Griff.