Pfingst-Urlaub an der Nordseeküste, auf Borkum oder Norderney ist jetzt doch möglich - auch für Feriengäste aus NRW. Das Oberlandesgericht in Niedersachsen hat praktisch in letzter Minute noch grünes Licht gegeben. Zuvor galt: Coronabedingt dürfen in Niedersachsen nur Menschen mit Wohnsitz in Niedersachsen Urlaub machen.
Dagegen geklagt hatte ein Mann aus NRW, der auf Borkum Urlaub machen wollte. Die Richter gaben ihm Recht: Die Corona-Auflage sei eine Ungleichbehandlung. Jetzt kann's also doch noch losgehen.
Doch der Ansturm ist groß, nicht nur aus NRW: Niedersachsen mit Harz, Lüneburger Heide und der Nordseeküste zählen zu den beliebtesten Ferienregionen der Deutschen. Daher dürfte es nicht ganz einfach werden, auf die Schnelle noch eine Unterkunft für das Pfingstwochenende zu finden. Zumal Hotels und Pensionen, Jugendherbergen und Campingplätze nur bis zu zwei Dritteln belegt werden dürfen. Vor allem Inseln wie Norderney, Borkum und Langeoog sind gefragt. Das erwartet Urlauber:
Schnell noch buchen: Wer zuerst kommt ...
Auf Borkum gingen bei der Tourismus-Zentrale viele Anrufe oder Mails ein. Gleichzeitig bedeute die Öffnung aber offenbar auch Chaos für Hoteliers und Vermieter von Ferienwohnungen, sagte eine Sprecherin: Erst mussten sie die ursprünglichen Buchungen vieler Gäste aus anderen Bundesländern absagen, jetzt würden viele von ihnen doch noch kommen wollen. Andere hätten sich aber mittlerweile zu Pfingsten einen anderen Urlaubsort gesucht.
Auch in Friesland sei die Nachfrage groß, meldete die Wangerland Touristik GmbH. Es gebe aber noch Plätze. Urlauber, die ihre Pfingstreise nach Friesland bereits storniert hatten, sollten ihre Anbieter oder den Tourismusservice nach freien Unterkünften fragen. Ziemlich voll seien allerdings schon die Camping- und Wohnmobilstellplätze.
Schnell buchen sollte man auch auf der beliebten Halbinsel Butjadingen zwischen Jadebusen und Weser. Dort sei bei den Online-Buchungen "über Nacht schon ordentlich etwas passiert", sagt eine Sprecher vom Tourismus-Service Butjadingen.
Vielleicht noch Plätze frei: Lüneburger Heide
Mehr Glück könnte man in der Lüneburger Heide haben. "Wir waren ausgebucht, mussten aber absagen. Die Gäste haben sich umorientiert", sagt Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH. Er rechne deshalb nicht damit, dass die zugelassenen 60 Prozent Bettenkapazität in der Heide über Pfingsten ausgeschöpft werden. Hier könnte sich ein Versuch also noch lohnen.
Auch der Harz scheint aufgrund des bisherigen Beherbergungsverbots für auswärtige Gäste noch eine Option für Pfingsten zu sein. "Wir haben noch Platz", sagt eine Vertreterin des Harzer Tourismusverbandes in Goslar. Die Testpflicht halte offenbar viele von einem Urlaub ab.
Auf den niedersächsischen Bauernhöfen sind die meisten Ferienwohnungen wohl längst ausgebucht. Viele hätten ihren Stammgästen vorab absagen müssen, meldet der Verband LandTouristik Niedersachsen. Freie Betten seien dann an Gäste aus Niedersachsen vermietet worden. Jetzt riefen viele der Stammgäste an und wollten doch kommen - was aber nicht mehr möglich ist. "Das ist ein ziemliches Durcheinander und es herrscht Unmut - bei den auswärtigen Gästen, aber auch bei den Gastgebern", so eine Sprecherin.
Corona-Auflagen für die Anreise und Testpflicht
Ganz ohne Corona-Bedingungen wird der Pfingsturlaub aber auch in Niedersachsen nicht möglich sein. Bei der Anreise ist beispielsweise ein negativer Corona-Schnelltest nötig, danach zweimal pro Woche. Ausnahmen gelten für doppelt Geimpfte und Genesene. Das gilt auch für Besitzer einer eigenen Ferienwohnung und für Dauercamper.
Was geht - und was nicht?
Die richtig gute Nachricht: Niedersachsen-Urlauber dürfen sich auf einen Kaffee in der Sonne oder einen Aperol-Spritz im Sitzen freuen. Die Außengastronomie ist geöffnet. Im Stehen gilt hier aber Maskenpflicht. Auch Hotelrestaurants sind mit Beschränkungen für Gäste geöffnet, Hotelsaunen- und pools dürfen von Hausgästen in begrenzten Gruppen genutzt werden.
Freizeitparks sind offen für Besucher mit negativem Tests oder Nachweis einer vollständigen Impfung oder Genesung. Das gilt auch für die Außenbereiche der Zoos. Wattwanderungen und Stadtführungen gehen - allerdings auch nur mit negativem Corona-Test.
Mit Staus ist zu rechnen
Wenn es dann doch noch geklappt hat mit der Buchung, sollte man für die Anreise ausreichend Geduld einplanen: Auf dem Weg Richtung Nordseeküste sei zum Wochenende mit Stau zu rechnen, melden die Straßenbaubetriebe.
Grund sind diverse Baustellen: Auf der A1 in Richtung Niedersachsen und Nordsee stehen über das Pfingstwochenende zwischen Münster und Osnabrück sowie dem Dreieck Ahlhorner Heide nur zwei verengte Fahrspuren zur Verfügung.
Auch auf der A2 zwischen Kreuz Bad Oeynhausen und Porta Westfalica wird gebaut, ebenso an der A33 bei Paderborn. Und beim Start sollten Autofahrer auch die geplante Vollsperrung der A43 zwischen den Kreuzen Herne und Recklinghausen mit einkalkulieren.