Das neue Schuljahr ist gerade einen Tag alt, schon sind die ersten Schulen in NRW wieder geschlossen. Grund dafür sind Coronainfektionen, die unter anderem auch Lehrer betreffen. So musste die Martinschule im Viersener Stadtteil Süchteln zu machen, nachdem fast das ganze Kollegium in Quarantäne geschickt wurde.
Der Corona-Test, den eine Lehrerin freiwillig gemacht hatte, war wider Erwarten positiv ausgefallen. Symptome hatte die Frau nicht. Nach Informationen der Schulleitung hatte sie zu keiner Zeit Kontakt zu den Schülern.
Super Spreading in der Schule verhindern
Das Beispiel zeigt, dass es immer wieder passieren kann, dass Lehrer und Schüler unwissentlich an Covid-19 erkrankt sind und in die Schule kommen. Muss die positiv getestete Pädagogin nun mit Konsequenzen rechnen, weil sie zur Arbeit gegangen ist, obwohl ihr Test-Ergebnis noch nicht vorlag? Nein, hieß es dazu aus dem NRW-Schulministerium gegenüber dem WDR. Die Frau habe den Test ohne konkreten Anlass gemacht. Er stehe nicht im Zusammenhang mit konkreten Verdachtsfällen oder vorherigen Quarantäne-Maßnahmen durch das Gesundheitsamt. Insofern könne der Lehrerin kein Vorwurf gemacht werden.
Doch wie kann in solchen Fällen verhindert werden, dass es zu sogenannten Super-Spreading-Events kommt, bei denen in Schulen ein Infizierter diverse andere Menschen ansteckt?
Für Prof. Dominik Schneider, Vorstand der deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin reicht die Maskenpflicht, die in den weiterführenden Schulen für Schüler und Lehrer auch im Unterricht gilt, nicht aus. "Masken sind nicht das Allheilmittel", betont er. Dazu kommt, dass Grundschüler den Mund-Nasen-Schutz während des Unterrichts im Klassenraum nicht tragen müssen.
Plexiglas-Trennwände gegen das Virus?
Laut Schneider gibt es aber noch andere Mittel - zum Beispiel eine strengere Gruppenbildung - die eine Ausbreitung des Virus bremsen könnten. "Das heißt aber auch, wir brauchen mehr Personal und größere Räumlichkeiten“, so der Mediziner.
Manche Schulen behelfen sich unter anderem mit Trennwänden aus Plexiglas. In der Paulusschule in Düsseldorf beispielsweise werden solche "Spuckschutzwände" zwischen die Schüler der jüngeren Jahrgänge gestellt. Wie weit das gegen die Ausbreitung der Viren hilft, ist nicht ganz klar.
Schulministerium hat keine Erkenntnisse über Wirksamkeit
Für Dieter Cohnen, stellvertretender Vorsitzender der Landesalternschaft der Gymnasien in Nordrhein-Westfalen, ist das Aufstellen von Plexiglas-Trennwänden in Klassenräumen grundsätzlich eine gute Idee. "In der Praxis halte ich das aber nicht für umsetzbar", sagte Cohnen dem WDR. Man müsse sich vorstellen, dass man ja pro Klassenraum circa 13 bis 14 Wände benötigen würde. Bei rund 2,5 Millionen Schülern in NRW wäre also eine Vielzahl solcher Trennwände nötig. Da stelle sich die Frage, wer das bezahlen solle. Aus dem Schulministerium hieß es, dass keine Erkenntnisse darüber vorliegen, wie wirksam Ständer mit Plexiglasscheiben gegen Infektionen schützen könnten.
Lebende Coronaviren in Aerosolen nachgewiesen
Wie gefährlich solche Aerosole, also mikroskopisch kleine, in der Luft schwebende Tröpfchen sein können, zeigt eine neue Studie der University of Florida. Darin untersuchten Forscher die Luft in einem Raum mit zwei Covid-10-Patienten und konnten in den Aerosolen erstmals lebende SARS-CoV-2-Viren nachweisen.
Die Studie, die erst ein Preprint ist, also noch nicht von anderen Wissenschaftlern bewertet wurde, liefert noch einen weiteren Hinweis, der gerade für den Unterricht im Klassenzimmer interessant ist: Die Viren wurden auch in Luftproben gefunden, die in fast fünf Metern Entfernung von den Patienten genommen wurden. Sollten sich diese Ergebnisse bestätigen, würde der vorgeschriebene Sicherheitsabstand von 1,5 Metern bei weitem nicht reichen, um sich vor einer Corona-Infektion zu schützen.
Klassenzimmer alle 45 Minuten lüften
Das hat man auch beim Umweltbundesamt erkannt. In einer aktuellen Stellungnahme gibt die Behörde Empfehlungen, wie das Risiko einer Coronainfektion durch richtiges Lüften reduziert werden kann. Die Experten raten, Klassenräume alle 45 Minuten "intensiv bei weit geöffneten Fenstern" zu lüften. "Bei Unterrichtseinheiten von mehr als 45 Minuten Dauer, das heißt auch in Doppelstunden oder wenn nur eine kurze Pause zwischen den Unterrichtseinheiten vorgesehen ist, auch während des Unterrichts", heißt es weiter.