Abstand halten ist in diesen Pandemie-Zeiten das oberste Gebot. Doch in Klassenräumen ist das nicht immer so ohne weiteres machbar. Die Lösung könnte lauten: Unterricht im Schichtbetrieb. Die eine Hälfte der Schüler ist in der einen Woche vor Ort, die andere Hälfte schaltet sich von zu Hause aus online dazu. In der Woche darauf erfolgt dann ein Wechsel.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer beharrten bislang strikt auf Präsenzunterricht an den Schulen. Doch auf Druck des Kanzleramtes wird in Deutschland nun möglich, was die NRW-Landesregierung unbedingt vermeiden wollte: Wenn der Inzidenzwert in einzelnen Corona-Hotspots auf 200 steigt, können Schüler ab der 8. Klasse in einen "hybriden Unterricht" aufgeteilt werden, um mehr Platz in den Klassenräumen zu schaffen.
Corona-Verordnung für Dezember ist noch nicht in trockenen Tüchern
Aber kommt der Wechselunterricht in NRW tatsächlich? Oder macht die Landesregierung ihn zumindest künftig häufiger möglich? Fragen, die bislang offen sind. Antworten wird erst die NRW-Corona-Schutzverordnung für Dezember liefern. Auf Anfrage des WDR hieß es aber bislang lediglich, dass das Papier "rechtzeitig vor Inkrafttreten" fertig werden soll. Was das nun konkret für den Schulunterricht heißt, das ist derzeit unklar.
"Es geht nicht, dass ganze Städte und Kreise mal eben Distanzunterricht erklären", sagte Laschet unterdessen am Donnerstag bei einer Debatte im NRW-Landtag. Hybridunterricht werde allenfalls "schulscharf" und "zielgerichtet" möglich gemacht. Die SPD-Opposition warf Laschet unterdessen "Sturheit" vor. "Alle Schulen sagen, wir brauchen eine Hilfe von dieser Landesregierung und da ist nichts gekommen. Im Gegenteil. Verbote statt Hilfe, die die Schüler und Lehrer dringend gebraucht hätten", kritisierte SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty.
Solingen ist schon länger Verfechter des Hybridunterrichts
Unterricht im Schichtbetrieb, das hätte durchaus Vorteile. Denn weniger Schüler bedeutet, dass das Infektionsrisiko sinkt. Die Stadt Solingen wollte diesen Weg in ihren Schulen schon längst gehen. Der Leiter der Alexander-Coppel-Gesamtschule, Andreas Tempel, schritt voran. Doch er wurde vor gar nicht langer Zeit von der Landesregierung ausgebremst. Er freue sich sehr, dass Bund und Länder jetzt die Möglichkeit vereinbart hätten, Hybridunterricht möglich zu machen, sagte Tempel dem WDR. Er hoffe sehr, dass die Landesregierung das für NRW entsprechend umsetzt.
Gerade in den sogenannten Corona-Hotspots in NRW könnte Hybridunterricht eine Möglichkeit sein, das Infektionsrisiko zu senken. Neun solcher Hotspots - das sind Städte und Kreise mit mehr als 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner - gibt es derzeit in NRW. Wechselunterricht ab Klasse 8 könnte hier mehr Infektionsschutz bringen als die bisherige Strategie der Landesregierung, die da lautete: Fenster auf und lüften.