Corona fordert eine Menge Tribute. Die bereits arg gebeutelten Niederlande haben schon beschlossen, in diesem Jahr Silvesterfeuerwerke bei Strafe zu verbieten.
Damit wolle man vermeiden, dass die schon jetzt überlasteten Krankenhäuser auch noch Menschen behandeln müssen, die durch Böller verletzt wurden. Im vergangenen Jahr waren das rund 1.300.
Feuerwerksverbot? NRW-Städte noch uneinig
Auch in den NRW-Städten dürfte das Thema wohl bald auf der Tagesordnung stehen. Denn möglicherweise planen viele Böller-Fans aus den Niederlanden einen Ausflug über die Grenze. Die Städte sind sich aber noch uneinig.
Köln erwägt offenbar ein Verbot: "Dieses Jahr steht vieles auf dem Prüfstand, so auch die Silvester-Feuerwerke", sagte der Stadtsprecher Alexander Vogel dem WDR. Düsseldorf hingegen will am Silvesterfeuerwerk festhalten. Zwar wolle man "keine großen Partys, aber wenigstens ein Feuerwerk im kleinen Kreise".
In anderen Städten wie Essen, Münster und Dortmund ist derzeit kein Böllerverbot geplant. Essen und Dortmund wünschen sich eine landesweite Regelung, um einen "Flickenteppich" zu vermeiden. Münster möchte abwarten, inwieweit Treffen zu Silvester zulässig sind.
Städte- und Gemeindebund: Kein landesweites Verbot notwendig
Der Städte- und Gemeindebund NRW ist gegen ein generelles Verbot. In vielen Kommunen habe zu Silvester in den Vorjahren keine ernsthaften Probleme gegeben, weder mit Feinstaubbelastung, noch schweren Verletzungen, sagte Präsident Roland Schäfer am Sonntag. "Ein generelles Böllerverbot wäre daher überzogen."
Schäfer plädierte dafür, den Kommunen die Entscheidung selbst zu überlassen. Örtlich könne ein Verbot sinnvoll sein, wenn die Infektionszahlen dort bis Ende Dezember nicht sinken.
Umwelthilfe warnt vor Feinstaub - Verband widerspricht
Die Deutsche Umwelthilfe, die schon seit Jahren für eine Abschaffung der Böllerei plädiert, hat ihre Forderung derweil erneuert. Ihr Hauptargument ist die hohe Feinstaubbelastung, die zum Jahreswechsel binnen Minuten entsteht. Bis zu 5.000 Tonnen gesundheitsschädlicher Feinstaub würden da in kürzester Zeit freigesetzt.
Das sei "im Zusammenhang mit Covid-19 noch alarmierender", sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Immer mehr Studien würden auf den Zusammenhang zwischen hoher Luftbelastung und schwerem Krankheitsverlauf bei Covid-19 hinweisen.
Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) wiederspricht der DUH. Eine vom VPI in Auftrag gegebene Studie sei zu dem Schluss gekommen, dass beim Feuerwerk dreimal weniger Feinstaub ausgestoßen werde als die von der DUH festgestellten 5.000 Tonnen.
Baumärkte wollen auf Böllerverkauf verzichten
Die DUH sieht sich vom Handel unterstützt: In einer eigenen Umfrage hätten von 51 Baumärkten, Discountern und Supermärkten sieben die Zusage gemacht, in diesem Jahr keine Pyrotechnik mehr zu verkaufen.
Dazu zählten die Baumarktkette Hornbach, die Raiffeisen Waren GmbH und die Firma Klaas & Kock. Einige Filialen von Rewe und Edeka und Hagebau wollten ab dem kommenden Jahr darauf verzichten.
Kritik: DHU "konstruiert Zusammenhänge"
Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) kritisiert diesen Vorstoß heftig. Er unterstellt der Deutschen Umwelthilfe, "die Corona-Pandemie als Hebel für die erneute Forderung von Feuerwerksverboten zu nutzen". Sie konstruiere "Zusammenhänge, die nicht vorhanden sind", meldet der Verband.
Bei den Untersuchungen zu den Auswirkungen von Feinstaub auf den Menschen habe der Fokus "auf Ballungsgebieten mit einer permanent hohen Feinstaubbelastung durch Industrie, Verkehr und Feuerungsanlagen" gelegen.
Wenn die Feinstaubwerte in wenigen Stunden des Jahres erhöht seien, spiele das "nicht mehr die entscheidende Rolle". Außerdem sei die Menge an Feinstaub an Silvester "deutlich geringer, als es die DUH darstellt", behauptet der Verband: Die Emission durch Silvesterfeuerwerk habe 2019 nur 1.477 Tonnen betragen.