Abstand halten, Hände waschen, Maske tragen: Diese drei Gebote, um das Coronavirus auszubremsen, kennt in diesen Pandemie-Zeiten inzwischen jeder. Doch werden sie auch im Alltag eingehalten? Danach sieht es nicht immer aus.
Sind wir mittlerweile zu unbedarft? Das legt eine WDR-Straßenumfrage am Mittwoch (29.07.2020) in Köln nahe: Sie sei schon ein bisschen sorgloser geworden, bekennt etwa eine junge Frau. Schließlich sei doch Sommer und da wolle man doch auch mal weggehen. Ein junger Mann sagt, über den langen Zeitraum sei "eine gewisse Coronamüdigkeit oder -genervtheit eingetreten".
Manche Szenen erinnern an Zeiten vor Corona
Vielerorts spielen sich Szenen ab, die an Zeiten vor Corona erinnern: Menschenmassen dicht an dicht. Auf Einkaufsmeilen. An Badeseen. In Parks. Oft ohne genügend Abstand. Derweil steigt die Zahl der neugemeldeten Corona-Infektionen.
Beim Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin schrillen wieder die Alarmglocken. Die neueste Entwicklung bereite "große Sorgen", hatte RKI-Präsident Lothar Wieler noch am Dienstag (28.07.2020) gesagt. In den vergangenen sieben Tagen waren nach RKI-Angaben 3.611 Infektionen gemeldet worden - das sind rund 500 Fälle pro Tag. Zuvor hätten die Zahlen in Deutschland stabil bei täglich neu gemeldeten 300 bis 500 Fällen gelegen.
Erste Ergebnisse von Flughafen-Testzentren liegen vor
Zum Teil ist der Anstieg der Zahlen auf Urlaubsrückkehrer zurückzuführen, die das Virus aus dem Ausland mitgebracht haben. So wurden nach WDR-Recherchen am neuen Corona-Testzentrum am Düsseldorfer Flughafen vergangenen Samstag und Sonntag (25.07./26.07.2020) bei knapp 60 Reisenden eine Infektion festgestellt. Am Flughafen Köln/Bonn, wo seit knapp zwei Wochen die Teststelle neben dem Airport-Terminal in Betrieb ist, haben bislang 17 von 2.200 Personen einen positiven Befund erhalten.
Ansteckungen überall - nicht nur im Urlaub
Doch es sind nicht Urlaubsrückkehrer allein, die die Infektionszahlen in Deutschland ansteigen lassen. Überall im Land steckten sich wieder mehr Menschen an, sagte RKI-Expertin Ute Rexroth. Zu Übertragungen komme es "wirklich überall": bei Familienfeiern, Treffen mit Freunden, am Arbeitsplatz, in Gemeinschaftsunterkünften, Altenheimen und Einrichtungen des Gesundheitswesens, wo schwere Verläufe zu erwarten seien. Auch wenn Fälle von Reiserückkehrern verzeichnet werden: Der größte Teil der Betroffenen habe sich in Deutschland angesteckt, sagte Rexroth.
Eine zweite Corona-Welle könnte verhindert werden
Der Kölner Infektiologe Gerd Fätkenheuer sagte, die Menschen fühlten sich heute viel sicherer als noch vor einem Vierteljahr. Aber: Bei konsequenter Beachtung aller Schutzvorkehrungen sei es nach wie vor möglich, das Infektionsgeschehen im Griff zu behalten, sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Eine zweite Corona-Welle müsste also nicht sein.