Die Impf-Priorisierung beim Impfstoff Astrazeneca wird aufgehoben. Damit folgen die Länder einem Vorschlag von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Auch soll die Zweitimpfung nicht mehr zwingend erst nach zwölf Wochen erfolgen, sagte Spahn. Es liege dann im Ermessen des Arztes, wann der vollständige Impfschutz eintrete. Frühestens kann die Zweitimpfung nach vier Wochen erfolgen.
Astrazeneca bleibt liegen, viele bevorzugen Biontech
Ärzte hatten zuvor berichtet, dass sich viele ältere Menschen nicht mit Astrazeneca impfen lassen wollen, sie bevorzugen den Impfstoff von Biontech und Pfizer. Deswegen blieben viele Dosen übrig, die Ärzte würden weitaus weniger Menschen impfen, als sie eigentlich könnten.
Alle über 60-Jährigen ausschließlich mit dem Impfstoff von Astrazeneca zu impfen, damit andere Impfstopffe für Jüngere übrig bleiben, sei aber nicht möglich, sagte Spahn am Mttwoch in der Aktuellen Stunde. "Das Problem ist, ich habe sehr verlässliche Lieferpläne von Biontech und Moderna und sehr unzuverlässige von Astrazeneca und Johnson & Johnson." Die verfügbare Menge Astrazeneca würde nicht für die Über-60-Jährigen reichen, bei der besonders gefährdeten Altersgruppe müsse man aber "Tempo machen", sagte Spahn.
Gesundheitsminister appelliert an Ü-60-Jährige: mit Astrazeneca impfen lassen
Der Gesundheitsminister warb dennoch dafür, dass Über-60-Jährige sich mit Astrazeneca impfen lassen. Aber auch bei Jüngeren sei das Risiko "sehr, sehr gering", es gebe "sehr, sehr seltene Nebenwirkungen". Über die müsse man aber aufklären. Bei anderen Impfstoffen soll die Priorisierung im Juni aufgehoben werden.
Seltene Nebenwirkungen bei Astrazeneca-Impfungen
Nach einer Impfung mit Astrazeneca sind Fälle von Thrombosen an der Sinusvene des Gehirns auftreten, die mitunter tödlich enden. Mehrere Länder pausierten deshalb die Impfungen.
Mittlerweile ist klar, dass es einen Zusammenhang zwischen den Thrombosen und der Impfung geben muss. Unklar ist aber, ob der Astrazeneca-Impfstoff selbst die Thrombosen auslöst - oder ob dies indirekt durch eine Immunreaktion geschieht. Diese Nebenwirkung ist aber sehr selten. Etwa ein bis zwei Fälle pro 100.000 geimpften Personen sind aufgetreten. Meist waren Menschen unter 60 Jahren betroffen.