Warum entwickeln manche Covid-19-Infizierte überhaupt keine Symptome? Und warum werden andere Patienten so krank, dass sie um ihr Leben kämpfen müssen? Chinesische und deutsche Forscher glauben, eine Erklärung gefunden zu haben. Zwei bestimmte Immunzell-Typen im Blut der Kranken sind demnach dafür verantwortlich, ob die Krankheit leicht oder schwer verläuft. Fragen und Antworten.
Was haben die Wissenschaftler herausgefunden?
Etwa einer von zehn Corona-Infizierten entwickelt im Verlauf der Krankheit eine schwere Lungenentzündung. Warum manche Menschen die Infektion besser überstehen als andere, das wusste bisher niemand. Forscher aus dem chinesischen Wuhan und der Uni Essen haben nun eine mögliche Erklärung gefunden.
Im Blut von schwer erkrankten Patienten wurden demnach zu wenige so genannte Killer-T-Zellen mit einem bestimmten Oberflächenmarker (CD8) gefunden. Die T-Zellen töten infizierte Körperzellen ab und verhindern damit, dass sich das Coronavirus weiter vermehren kann.
Gleichzeitig fanden die Wissenschaftler im Blut der Patienten viele Neutrophile. Dieser Zelltyp ist eigentlich dafür da, Bakterien abzuwehren. Er kann aber auch T-Zellen in ihrer Funktion unterdrücken.
Kann man Risikopatienten jetzt besser schützen?
Die Ergebnisse der Studie könnten dazu beitragen, dass Ärzte in Zukunft sehr früh feststellen können, ob ein schwerer Covid-19-Verlauf droht. Diese Patienten könnte man dann intensiver überwachen.
Auch für die Therapie bieten sich neue Möglichkeiten. So könnte man mit verschiedenen Medikamenten die Bildung von T-Zellen stimulieren. Weil zum Beispiel eine Chemotherapie die T-Zellen hemmen kann, müssten Krebspatienten ihre laufende Behandlung bei einer Infektion unterbrechen.
Auch eine weitere neue Studie könnte Ärzten künftig helfen, besonders gefährdete Patienten früher zu identifizieren. Nach einer Untersuchung von Forschern aus Kiel und Oslo haben Menschen mit der Blutgruppe A und einem positiven Rhesus-Faktor ein besonders hohes Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken.
Hilft das neue Wissen bei der Suche nach Medikamenten oder einem Impfstoff?
Die Ergebnisse der T-Zellen-Studie müssen zunächst noch überprüft werden. Bisher beruhen sie auf einer Untersuchung von nur 40 Patienten in Wuhan. Die Befunde seien aber auch in Deutschland bei mehreren Patienten bestätigt worden, sagt Co-Autor Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik Essen. Bleibt es dabei, hätten Ärzte zusätzliche Möglichkeiten einer Behandlung.
Ob das neue Wissen auch bei der Suche nach einem Impfstoff helfen kann, ist unklar. Denn T-Zellen verhindern eine Infektion nicht völlig - sie sorgen nur für einen milderen Verlauf der Krankheit.