Der Ticker von Mittwoch (19.08.2020) zum Nachlesen
Stand: 19.08.2020, 20:11 Uhr
- 1.000 Reiserückkehrer in NRW positiv getestet
- Laumann will über Karneval erst in ein paar Wochen entscheiden
- Pinkwart stellt Soforthilfe-Bilanz vor
- Einzelhandel kommt gut durch die Krise
- Alle Entwicklungen hier im Live-Ticker
Was gibt es Neues in Sachen Coronavirus? Hier im Live-Ticker halten wir Sie über die Entwicklungen auf dem Laufenden.
Über 1.000 Reiserückkehrer in NRW positiv getestet
An den Flughäfen in NRW sind bisher mehr als 1.000 Reiserückkehrer positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das geht aus Zahlen des NRW-Gesundheitsministeriums sowie der beiden Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) Nordrhein und Westfalen-Lippe hervor. Insgesamt sind mit Stand Montag gut 65.000 Tests an den fünf Airports Düsseldorf, Köln/Bonn, Dortmund, Münster/Osnabrück und Weeze vorgenommen worden. Von den bis dahin vorliegenden 58.475 Befunden waren 1.241 positiv. Das entspricht 2,1 Prozent. 8.406 Befunde zu abgegebenen Test standen am Montag noch aus.
Allein am Flughafen Düsseldorf sind seit dem 24. Juli im neu geschaffenen Testzentrum für Reiserückkehrer beziehungsweise Einreisende aus ausländischen Risikogebieten fast 30.000 Menschen getestet worden, wie die KV Nordrhein heute mitteilte. Hier waren von rund 22.900 vorliegenden Befunden 605 positiv gewesen.
35 Schulen in NRW teilweise oder ganz geschlossen
In NRW sind kurz nach Beginn des Schuljahres vergangene Woche vier Schulen vollständig und weitere 31 teilweise wegen Corona-Infektionen geschlossen worden. Innerhalb der ersten drei Tage im neuen Schuljahr kamen 351 Lehrkräfte und 5.914 Schüler in Quarantäne, teilte das Schulministerium heute mit. Knapp 4.020 von 4.860 öffentlichen Schulen wurden befragt.
Nach Angaben von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann gab es unter den bisher getesten Lehrern 72 positive Ergebnisse. Das waren 0,36 Prozent. Bei den Kita-Angestellten lag der Wert der positiv getesteten Menschen bei 0,4 Prozent. Insgesamt würden derzeit 25 Prozent aller Testungen in Deutschland in NRW vorgenommen. Laumann möchte Quarantänezeiten verkürzen, "indem man testet".
Laumann: Karneval noch nicht absagen, aber Zahlen sprechen gegen Durchführung
Den Hoffnungen auf eine normale Karnvalssession verpasste Laumann einen Dämpfer: "Bevor wir diese Frage entscheiden, möchte ich zwei, drei Wochen weiter sein." Man müsse dazu auch im Gespräch mit den Karnevalsvereinen bleiben. Wenn die Zahlen allerdings so hoch blieben, könne es sicherlich keinen Karneval wie üblich geben.
"Ich muss Ihnen aber auch sagen, und da will ich auch gar nicht hinterm Berg halten: Wenn in drei Wochen die Inzidenz da ist, wo sie jetzt ist, bin ich schon der Meinung, dass wir dann eher zu der Frage kommen, dass Karneval so nicht geht, wie wir das kennen. Wir haben ja auch im Frühjahr die Schützenfeste nicht gemacht, wir machen jetzt im Herbst die Kirmes nicht", so Laumann weiter.
Laumann: Vermehrt jüngere Menschen infiziert
"Es gibt derzeit in Deutschland einen Zusammenhang zwischen Bevölkerungsdichte und der Zahl der Infektionen", sagte Laumann. Damit spielte der Minister auf die erhöhte Zahl von Erkrankten in den Ballungsräumen, vor allem dem Ruhrgebiet, an.
"Wir haben nur 54 Menschen in NRW, die schwer erkrankt sind, die also beatmet werden müssen. Das war am Anfang der Pandemie ungefähr das Zehnfache", so Laumann. Damit habe die Zahl der gestiegenen Infektionen derzeit keinen großen Einfluss auf die Kliniken im Land. Laumann führt das darauf zurück, dass sich vermehrt jüngere Menschen anstecken, die seltener schwere Verläufe haben.
Maskengebot im NRW-Landtag
Im Landtag gilt ab Montag ein Maskengebot. Die "dringende Empfehlung zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung" gelte für alle öffentlichen Bereiche, teilte die Landtagsverwaltung mit. Zudem führt der Landtag ein freiwilliges Testangebot für Abgeordnete und Beschäftigte ein. Für die Abgeordneten gilt, dass sie die Maske unter anderem an den Plätzen im Plenarsaal abnehmen können. Dort waren bereits vor der Sommerpause Acrylglaskabinen für alle Parlamentarier aufgebaut worden. Für Besucher ist eine Maske verpflichtend.
Mit den strengeren Regelungen folgt der Parlamentarische "Krisenstab Pandemie" der Empfehlung des Bonner Hygiene-Professors Martin Exner. Er hatte sich vor Ort im Landtag umgesehen und den Krisenstab beraten.
Pinkwart: 142 Millionen Euro Soforthilfe bereits zurückgezahlt
NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hat eine Bilanz zur Soforthilfe in NRW vorgelegt. Demnach seien nach 2.440 Rückmeldungen bereits 142 Millionen Euro von Empfängern an das Land zurückgezahlt worden. 4,5 Milliarden Euro hatte NRW seit der Einführung der Soforthilfe ausgezahlt - nach insgesamt 435.000 bewilligten Anträgen. Man habe den Betrieben "schnell und unbürokratisch" helfen und trotz einiger Betrugsversuche größeren Schaden abwenden können.
Das zweite Rückmeldeverfahren wolle das Land nach einigen Nachbesserungen noch vor den Herbstferien wieder aufnehmen. Die neue Rückmeldefrist sei der 31. November, so Pinkwart.
Gastwirt wegen Soforthilfe-Betrugs bestraft
Wegen Betrugs bei der Corona-Soforthilfe hat das Amtsgericht Arnsberg einen Gastwirt schuldig gesprochen und zur Kasse gebeten. Der 48-Jährige muss 9.000 Euro zurückzahlen, die er zu Unrecht an Subventionen in der Corona-Krise erhalten hatte, und zudem etwa 1.350 Euro Strafe. Er hatte schon vor der Pandemie mit seinem Musiklokal in finanziellen Schwierigkeiten gesteckt und seine Rechnungen nicht begleichen können. Dies hatte er bei der Antragsstellung verschwiegen, sagte eine Gerichtssprecherin.
Bonner Institut entwickelt Corona-Seite
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung hat mit "Corona regional" eine Internet-Seite entwickelt, auf der Corona-Fälle in Stadt und Land angegeben sind und verglichen werden können. Die Erkenntnis: Städte sind nicht viel stärker betroffen als ländliche Regionen. Der Unterschied zwischen Stadt und Land spiele bisher erstaunlicherweise kaum eine Rolle für das Infektionsgeschehen, stellen die Experten dort fest. Aktuell sei die Zahl der Infizierten in der Gesamtbevölkerung noch nicht so hoch, dass die größere Nähe in der Stadt eine entscheidende Rolle spiele. Die Forscher rechnen aber damit, dass sich das ändern wird.
Einzelhandel kommt gut durch die Krise
Es ist sogar ein kräftiges Plus, das in erster Linie dem Internet- und dem Fahrradhandel zu verdanken ist: Der Einzelhandel in NRW hat im Juni ein starkes Wachstum verzeichnet. Insgesamt stiegen die Umsätze um 6,9 Prozent, teilte das Statistische Landesamt mit. Wenn man die Preissteigerung aus der Rechnung nimmt bleibt immer noch ein Wachstum von sechs Prozent in der Corona-Krise. Schon im Mai war der Umsatz um 4,1 Prozent gewachsen.
Überdurchschnittlich stark legte mit einem Plus von 37,7 Prozent der Versand- und Internethandel zu. Noch kräftiger wuchs mit einem Plus von 40,7 Prozent der Einzelhandel mit Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör. Auch der Einzelhandel mit Geräten der Informations- und Kommunikationstechnik gehörte mit einem Wachstum von 25,4 Prozent zu den Gewinnern. Dagegen brachen die Umsätze im Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung und Schuhen um 13 Prozent ein.
Sorge um Zukunft von Kinder- und Jugendchören
Die Domkapellmeister in NRW sorgen sich um die Zukunft ihrer Chöre. Durch die Corona-Pandemie könnten die Kinder- und Jugendchöre an den fünf Kathedralen in Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn fast gar nicht mehr proben, heißt es in einer heute auf dem kirchlichen Kölner Online-Portal domradio.de veröffentlichten Erklärung. Den renommierten Chören drohe ein Mitgliederschwund, wenn sich die rund 2.000 Kinder und Jugendlichen wegen der fehlenden Perspektiven andere, schon wieder erlaubte Freizeitaktivitäten suchten.
Die fünf Dommusiker forderten NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bei einer Begegnung in Münster vergangene Woche auf, die Kontaktbeschränkungen in Bezug auf das gemeinsame Singen zu überdenken und großzügigere Regelungen wie in Bayern, Berlin oder Baden-Württemberg zu erlassen, sofern es das Infektionsgeschehen zulasse.
Heil offen für Vier-Tage-Woche in der Krise
Weniger arbeiten in der Krise? Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) zeigt sich in der Corona-Pandemie offen gegenüber dem jüngsten Vorschlag der IG Metall zur Einführung einer Vier-Tage-Woche. "Reduzierte Arbeitszeit bei teilweisem Lohnausgleich kann eine geeignete Maßnahme sein", sagt Heil den Zeitungen der "Funke Mediengruppe".
Die IG Metall hat zur Rettung von Jobs in der Metall- und Elektroindustrie eine Vier-Tage-Woche ins Gespräch gebracht. "Die Vier-Tage-Woche wäre die Antwort auf den Strukturwandel in Branchen wie der Autoindustrie. Damit lassen sich Industriejobs halten, statt sie abzuschreiben", hatte der Erste Vorsitzende der Gewerkschaft, Jörg Hofmann, gesagt. Er sprach von "einem gewissen Lohnausgleich für die Beschäftigten, damit es sich die Mitarbeiter leisten können".
Der Vorschlag ist umstritten. So hatte etwa der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, gesagt, er halte die Einführung einer Vier-Tage-Woche zwar für machbar - allerdings nur bei Verzicht auf vollen Lohnausgleich.
55 Prozent weniger Übernachtungen im Juni in NRW
Es war ja irgendwie klar, aber die Zahlen sind schon drastisch: Die Zahl der Übernachtungen in NRW war im Juni 2020 um 55,3 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor, erklärte das Statistische Landesamt.
Besonders starke Einbußen verzeichneten Düsseldorf (minus 77,4 Prozent) und Köln (minus 75,1 Prozent). Im Sauerland fiel das Minus mit 44,1 Prozent am geringsten aus. Auch in der Eifel und der Region Aachen waren die Einbußen mit 53,1 Prozent etwas geringer als im NRW-Schnitt.
Finnland führt Reisebeschränkung für Deutsche ein
Die Reiseschlinge zieht sich weiter zu: Finnland führt seine Beschränkungen für Reisende aus Deutschland und einigen weiteren europäischen Ländern wieder ein. Wie die finnische Regierung mitteilte, gelten die Reisebeschränkungen wegen der steigenden Corona-Zahlen von Montag (24. August) an wieder für Deutschland, Griechenland und Malta sowie Norwegen, Dänemark und Island. Das bedeutet, dass Finnland für diese Länder wieder Grenzkontrollen einführt und Reisende aus diesen Staaten aufgerufen werden, für 14 Tage in Quarantäne zu gehen und Kontakte mit anderen Menschen zu vermeiden.
Keine Qualitätskontrolle in Pflegeheimen mehr
In Pflegeheimen ist die regelmäßige Qualitätskontrolle durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) seit Mitte März ausgesetzt - wegen der Corona-Pandemie. Normalerweise prüft der MDK regelmäßig stichprobenartig, ob Heimbewohner richtig ernährt, gepflegt und medizinisch versorgt werden. Am 18. März 2020 hatte der MDK mitgeteilt, dass bis Ende September keine Qualitätsprüfungen in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen durchgeführt würden. Es gehe darum, die besonders gefährdeten Bewohner zu schützen und andererseits "die Einrichtungen von Zeitaufwänden durch die Prüftätigkeit zu entlasten". Sogenannte Anlassprüfungen aufgrund von Beschwerden seien aber weiterhin möglich.
Nach eigenen Angaben führte der MDK-Mittelrhein allerdings seit 19. März bis Ende Juli nur eine einzige "Anlassprüfung" durch. Im selben Zeitraum in den Vorjahren gab es 16 beziehungsweise 23 solcher Qualitätskontrollen aufgrund von Beschwerden. Grund sei auch, dass ab Ende März Besuche in Pflegeheimen untersagt waren, sagte eine Sprecherin dem WDR. Die meisten Beschwerden aber kämen von besuchenden Angehörigen. Insgesamt hat der MDK Mittelrhein im Jahr 2019 nach eigenen Angaben 2.486 Qualitätsprüfungen durchgeführt. 98 davon waren sogenannte Anlassprüfungen aufgrund von Beschwerden oder Hinweisen auf Missstände in Pflegeheimen.
1.510 registrierte Neuinfektionen sind der höchste Wert seit dem 1. Mai
Das Robert Koch-Institut hat die höchste Zahl an Neuinfektionen in Deutschland seit mehr als drei Monaten registriert. Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter in Deutschland 1.510 neue Corona-Infektionen. Dies geht aus Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom frühen Mittwochmorgen hervor.
Höher lag die Zahl zuletzt am 1. Mai mit 1.639 registrierten Neuinfektionen. Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen lag Anfang April bei mehr als 6.000, danach waren die Werte deutlich gesunken. Seit Ende Juli steigt die Zahl wieder an.
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