Die Chefin von Thyssenkrupp, Martina Merz, hört vorzeitig auf. Sie habe den Personalausschuss des Aufsichtsrats am Montag um eine zeitnahe Auflösung ihres Vertrages gebeten, teilte das Unternehmen überraschend am Montag in Essen mit.
Der Personalausschuss hat dem Aufsichtsrat bereits einen Nachfolger vorgeschlagen: Miguel Ángel López Borrego, aktuell Interimschef des Autozulieferers Norma Group, soll zum 1. Juni neuer Vorstandschef werden.
Gründe für den Rückzug
Merz ist seit 2019 Vorstandsvorsitzende von Thyssenkrupp, erst im vergangenen Jahr wurde ihr Vertrag bis 2028 verlängert. Die 60-Jährige hatte den Konzern in schwieriger Lage übernommen. Unter anderem verkaufte sie die profitable Aufzugssparte und strich mehrere tausend Stellen. Aktuell steht der Verkauf der Stahlsparte an.
Thyssenkrupp-Hauptsitz in Essen
"Wesentliche strategische Weichenstellungen sind erfolgt", sagte Martina Merz laut der Mitteilung des Konzerns zu ihrem Rückzug. "In der jetzt anstehenden Phase stehen finanzielle Expertise und die weitere Verbesserung der Performance im Vordergrund. Da sind zusätzliche kaufmännische Kompetenzen sicher nützlich." Für diese Schwerpunktsetzung wolle sie im Interesse des Unternehmens den Weg öffnen.
Das ist der Nachfolger
Ihren designierten Nachfolger López Borrego (58) bezeichnete Thyssenkrupp-Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm als sehr erfahrenen Finanz-Experten. Von 2018 bis 2022 war er Chef von Siemens Spanien und Aufsichtsratsvorsitzender bei Siemens Gamesa Renewables.
"Mit ihm an der Spitze werden wir den Weg der Transformation auf Basis der entwickelten strategischen Linien fortführen", so Russwurm. Dies sei herausfordernd, aber notwendig, da der Umbau von Thyssenkrupp noch nicht abgeschlossen sei.
Reaktionen von Anteilseignern und Börse
"Wir bedauern die Entscheidung von Martina Merz außerordentlich", teilte die Krupp-Stiftung mit, größter Anteilseigner von Thyssenkrupp. Dem designierten Nachfolger, López Borrego, wünsche man viel Erfolg.
Die Börse reagierte negativ auf die Bekanntgabe des Wechsels an der Unternehmensspitze. Thyssenkrupp-Papiere sackten am Nachmittag zeitweise um mehr als 11 Prozent auf unter 6,50 Euro ab und waren damit der mit Abstand schwächste Wert im Börsensegment MDax.