Zum ersten Mal sei 2021 über ein TikTok-Video aufgefordert worden, am 24. April junge Frauen und Mädchen anzufassen und zu belästigen, weil diese Handlungen an diesem Tag angeblich nicht bestraft würden, heißt es in dem Brief, den die CDU-Politikerin an die rund 800 Berliner Schulen schickte.
Zwar sei das Video gelöscht und die Behauptung bereits damals als Falschmeldung enttarnt worden, das Thema halte sich jedoch hartnäckig. "Aktuell wird diese Falschmeldung erneut vermehrt von Tiktok-Nutzern aufgegriffen und findet u.a. in Chats Verbreitung an Schulen."
"Da wird zu einem Straftatbestand aufgefordert"
Die Berliner Bildungssenatorin Günther-Wünsch nahm die Gerüchte um den "National Rape Day" so ernst, dass sie die Schulen aufforderte, im Lehrerkollegium ein Bewusstsein für diese Form von Fake News zu schaffen. Dem WDR sagte sie, sie sei darauf aufmerksam gemacht worden, "dass das Thema unter Schülern kursiert". Außerdem hätten Schulleitungen und Pädagogen um Unterstützung gebeten. "Jugendliche tun sich schwer damit, Fake News differenziert zu betrachten. Für mich gehört das auch zu unserem Bildungsauftrag", sagte Günther-Wünsch dem WDR. Es sei schließlich "ein Straftatbestand, zu dem da aufgefordert wird".
In Wuppertal reagierte die Staatsanwaltschaft und informierte die Polizei über diesen Trend. Staatsanwalt Wolf-Tilman Baumert sieht eine Gefahr, wenn solche Trends sich verbreiten und will daher aufklären. "Es ist nicht lange her, da war ich selbst in einer Schule und da war oft ein großes Erstaunen bei den Schülern, dass das Verbreiten solcher Inhalte strafbar sein kann", so Baumert. "So ein Tag ist natürlich völliger Blödsinn. Selbstverständlich ist eine Vergewaltigung an jedem Tag des Jahres strafbar. Aber solche Aufrufe verfangen eben bei Jugendlichen", sagte der Staatsanwalt im Gespräch mit dem WDR. "Die Vergewaltigung eines Menschen kann niemals erlaubt sein. Das überhaupt in Frage zu stellen, ist eine Ungeheuerlichkeit und da sollten wir uns auch als Gesellschaft entgegenstellen", so Baumert.
Nur eine Minderheit habe das Gerücht wahrgenommen
Die Rückmeldungen der Elternschaft seien durchweg positiv. Ebenfalls positiv sei, dass das Ministerium aus den Schulen keine Informationen über Vorfälle bekommen habe, sagte Senatorin Günther-Wünsch dem WDR. Was können die Eltern tun? Lisa Buschmann von der Landesmedienanstalt NRW sagte dem WDR, Eltern sollten jedenfalls nicht mit Verboten drohen: "Das ist keine gute Herangehensweise."
Eine genaue Erklärung, warum ausgerechnet der 24. April der "National Rape Day" sein soll, gibt es übrigens nicht. In NRW schickte das Schulministerium keine entsprechende Warnung an die Schulen. Ein Sprecher sagte dem WDR, die Schulen seien gut auf das Thema vorbereitet.
TikTok ist immer wieder Spielort gefährlicher Trends
Immer wieder kommt es auf TikTok zu gefährlichen Trends, sogenannten Challenges. Da haben sich TikToker so lange wie möglich Deodorant aus kurzer Distanz auf die Haut gesprüht, sogar eingeatmet. Eine andere Challenge war, so viele extrem scharfe Chili-Chips wie möglich zu essen. Dafür bekommen die Teilnehmer dann womöglich die Anerkennung, die sie in der Schule vielleicht nicht erhalten.
Unsere Quellen:
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Gespräch des WDR mit Senatorin Günther-Wünsch
- Gespräch des WDR mit Staatsanwalt Wolf-Tilman Baumert aus Wuppertal
- Gespräch des WDR mit der Landesmedienanstalt NRW
- Antwort des Schulministerium NRW
Über dieses Thema berichtet der WDR am 24.04.2024 auch im Fernsehen in der Aktuellen Stunde um 18.45 Uhr und um 21.45 Uhr.