Trumps Gaza-Video

Aktuelle Stunde 27.02.2025 15:44 Min. UT Verfügbar bis 27.02.2027 WDR Von Anke Kückelhaus

Irritierende Trump-Politik: Wie abhängig ist Europa von den USA?

Stand: 27.02.2025, 16:55 Uhr

US-Präsident Donald Trump überrascht immer wieder mit teils skurrilen politischen Vorstößen. Was Europa ihm entgegensetzen kann.

Grönland kaufen, den ukrainischen Präsidenten Selenskyj einen "Diktator" nennen, den Gaza-Streifen zur "Riviera" machen - Donald Trump erregt weltweit mit seinen Äußerungen immer wieder Aufmerksamkeit. Kritik und Ablehnung scheinen ihn nicht zu stören. Der neue US-Präsident legt auch gern noch einmal nach - wie kürzlich mit einem bizarren Video, das zu seinen Gaza-Plänen passt.

Gaza-Streifen als Trump-Paradies

Goldene Statue von Trump in KI-generiertem Video

Goldene Trump-Statue aus KI-Video zu Gaza

Das Video, das Trump auf seiner Plattform "Truth Social" weiterverbreitete, wurde mit Künstlicher Intelligenz (KI) erzeugt und ist etwa dreißig Sekunden lang. Zu Beginn sind Kämpfer und Kinder in zerlumpter Kleidung zwischen Ruinen zu sehen. Der Schriftzug "Gaza 2025 - what's next?" ("Gaza 2025 - wie geht es weiter?") wird eingeblendet. Dann folgen Bilder von Hochhäusern, Strandpromenaden und einer riesigen goldenen Statue des US-Präsidenten.

Außerdem tanzt eine Elon-Musk-Figur am Strand unter herabregnenden Geldscheinen. Am Schluss des Videos liegen der KI-Trump und der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu mit Cocktails zusammen am Pool.

Zölle und Bodenschätze

In der realen Welt bestimmt Trump ebenfalls die Tagesordnung der internationalen Politik. Der EU hat der US-Präsident zum Beispiel erneut mit Zöllen gedroht. 25 Prozent sollen es nach seinen jüngsten Aussagen werden - "für Autos und alle anderen Dinge".

Und auch über die Zukunft der Ukraine verhandelt Trump auf seine Weise: Noch an diesem Freitag soll der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zum Besuch in die USA reisen. Es geht um die Unterzeichnung des geplanten Rohstoff-Deals zwischen den beiden Staaten. Trump sieht darin die Rückzahlung der Ukraine-Hilfen und noch "ein Plus". Sicherheitsgarantien für die Ukraine soll es im Gegenzug aber nicht geben.

Verhandlungen auf Augenhöhe?

Trumps Verhalten stößt manchen vor den Kopf - und trotzdem: Gefühlt sagen momentan alle europäischen Regierungschefs nacheinander "Guten Tag" in Washington und bemühen sich um eine gute Beziehung mit dem US-Präsidenten. Dabei stellt sich die Frage: Was hat Europa überhaupt noch zu sagen? Sind das noch Verhandlungen auf Augenhöhe?

Der britische Premierminister Sir Keir Starmer

Der britische Premierminister Keir Starmer

Brücken bauen will heute der britische Premier Keir Starmer. Schon vor dem Empfang ist er voll des Lobes für den Gastgeber: "Es gibt keine wichtigere Beziehung für das Vereinigte Königreich: für die Verteidigung, Sicherheit, im Handel, Technologie, im Finanzwesen und vielem mehr."

Lächeln, Händehalten und Beschwichtigungen

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron saß noch vor wenigen Tagen mit Trump zusammen, um für Europa zu werben. Mit viel Lächeln, Händehalten und Beschwichtigungen agierte Macron: Man sei sich bewusst, dass die Europäer noch mehr für die Sicherheit Europas und deren Verteidigung tun müssten, die bislang vor allem von den USA getragen werde.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (links) und US-Präsident Donald Trump schütteln sich in Washington die Hände.

Freundliches Händedrücken: Macron und Trump

Diese Abhängigkeit rächt sich jetzt: "Europa ist vor allem militärisch von den USA abhängig und in vielen technologischen Bereichen lange nicht gleichauf mit den USA und China", sagte der Politik-Professor Thomas Jäger von der Universität Köln am Donnerstag dem WDR. "Das ist lange bekannt und wurde in Kauf genommen, weil die 'regelbasierte internationale Ordnung' als selbstverständlich angesehen wurde. Handel, Austausch und Kommunikation schienen gesichert."

Politik-Professor: "Europas Auftritte in Washington wirken hohl"

Gerade in Deutschland habe man verdrängt, dass "jede internationale Ordnung machtbasiert ist", sagte Politikwissenschaftler Jäger. "Jetzt fällt diese Macht weg, weil die USA unter Trump diese Ordnung nicht mehr stützen wollen." Deshalb stünden die europäischen Staaten jetzt im Regen - "bis auf Ungarn, das sich Putin, China und Trump angedient hat".

Professor Thomas Jäger, Politikwissenschaftler an der Universität Köln

Politik-Professor Thomas Jäger

Die Europäer könnten in Washington zwar selbstbewusst auftreten. "Doch ist das hohl, weil ihnen die Grundlagen für internationale Macht fehlen", meint Jäger. Doch das lasse sich korrigieren. Europa brauche Wirtschaftswachstum, um die finanzielle und technologische Kraft zu erwirtschaften, die eine militärische Ertüchtigung ermögliche. "Das geht unter Druck auch in wenigen Jahren."

Dafür müsse der politische Wille in den Mitgliedstaaten und die politische Führung in der EU ausgebaut werden, so Jäger. Ohne das wirtschaftliche Schwergewicht Deutschland klappe das aber nicht. "Ob das in Berlin verstanden wurde, ist die große Frage."

Unsere Quellen:

  • Interview mit Professor Thomas Jäger von der Uni Köln
  • Nachrichtenagentur DPA
  • tagesschau.de