Eine volle Schublade mit verschiedenen Aufladekabel für Smartphones, Kopfhörer, tragbaren Lautsprechern oder Navis: Damit ist nun bald Schluss, denn zukünftig soll es einheitlich nur noch das USB-C-Ladekabel geben. In einer Abstimmung billigte der Bundestag das neue Gesetz - mit den Stimmen der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP. Auch Union und AfD votierten für das Vorhaben.
Ab Ende dieses Jahres soll der USB-C-Ladekabel also als neuer Standard gelten - für die meisten Geräte, die mit einem Kabel aufgeladen werden. Welche Vorteile hat das einheitliche Ladekabel? Welche Geräte sind betroffen? Fragen und Antworten.
Warum hat Bundestag ein Gesetz dazu beschlossen?
Das EU-Parlament drängt bereits seit über zehn Jahren auf einen gemeinsamen Ladestandard für tragbare Geräte. Die Europäische Kommission legte im September 2021 einen Vorschlag für einen einheitlichen Ladeanschluss vor. Am 4. Oktober 2022 wurde das Abkommen vom EU-Parlament formell gebilligt.
Nach der Billigung durch den Rat haben die EU-Regierungen zwei Jahre Zeit, die Vorschriften in nationales Recht umzusetzen. Das heißt, die EU-Mitgliedsstaaten müssen dem neuen Gesetz noch zustimmen. Mit der Abstimmung im Bundestag wurden die genannten EU-Vorgaben in deutsches Recht umgesetzt.
Was soll das standardisierte Ladekabel bringen?
Ein Vorteil des standardisierten Ladekabels ist die erleichterte Nutzung für den Verbraucher. Das Bundesamt für Verbraucher- und Umweltschutz gibt an, dass im Jahr 2020 in der EU etwa 420 Millionen elektronische Geräte gekauft wurden. Im Durchschnitt besitzt jeder drei Ladegeräte, um seine elektronischen Geräte aufzuladen. Dennoch berichten 38 Prozent der Verbraucher, dass sie Probleme beim Laden der Geräte hatten, da kein kompatibles Ladegerät verfügbar war.
Nach Angaben der Europäischen Kommission zahlen Verbraucher auch bis zu 250 Millionen Euro pro Jahr für unnötige Ladegeräte. Daher soll den Verbrauchern zukünftig die Wahl gelassen werden, ob sie ein neues Gerät mit oder ohne Ladekabel erwerben. Das Europäische Parlament plant daher den Einsatz spezieller Etiketten, die über die Ladeeigenschaften neuer Geräte informieren sollen.
Welchen Einfluss hat das Gesetz auf den Klimaschutz?
Das Gesetz soll dafür sorgen, dass Elektroschrott reduziert wird. Laut dem Bundesamt für Verbraucher- und Umweltschutz fallen durch die unterschiedlichen Ladegeräte pro Jahr rund 11.000 Tonnen Elektroschrott an. Ein standardisierter Ladekabel würde somit nicht nur Zeit und Geld sparen, sondern auch helfen, Elektroschrott zu reduzieren.
Auch Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, verwies bereits 2022 auf die Vorteile des neuen Gesetzes: "Das einheitliche EU-Ladekabel macht das Leben für Verbraucherinnen und Verbraucher zukünftig leichter – und deutlich weniger Elektroschrott hilft der Umwelt."
Welche Geräte sind betroffen?
Der neue Standard gilt ab Ende 2024 für alle kleinen und mittelgroßen Geräte, die aufladbar und tragbar sind. Dazu zählen Mobiltelefone, Tablets, Digitalkameras, Kopfhörer, Headsets, tragbare Videospielkonsolen, tragbare Lautsprecher, E-Reader, Tastaturen, Mäuse, Ohrhörer und tragbare Navigationsgeräte. Ab 2026 soll der Ladestandard dann auch für Laptops gelten.
Wie reagieren die Unternehmen auf das neue Gesetz?
Es ist das erste Mal weltweit, dass Gesetzgeber den Herstellern solche Vorgaben machen. Vor mehr als zehn Jahren einigten sich 14 Hersteller in einer Selbstverpflichtung auf einen einheitlichen Standard für Handy-Netzteile. So verringerte sich die Zahl der Ladebuchsen-Typen von etwa 30 auf nur noch drei: USB-C, den Lightning-Anschluss von Apple und den Micro-USB-Anschluss. Die Hersteller schafften es jedoch nicht, eine einheitliche Lösung für alle Geräte zu finden.
Mit dem neuen Gesetz muss nun auch Apple seinen Widerstand aufgeben und auf die eigenen Lightning-Anschlüsse verzichten. Das neue iPhone 15 ist aus diesem Grund schon mit einem USB-C-Anschluss auf den Markt gekommen.
Werden technische Innovationen durch das neue Gesetz behindert?
Nach der Zustimmung der EU-Parlaments 2022 kritisierte der Software-, IT- und Digital-Branchenverband Bitkom das Vorhaben scharf. Bernhard Rohleder, Bitkom-Hauptgeschäftsführer, sagt: "Die politische Festlegung auf einen technischen Standard wird den Elektroschrott nicht reduzieren, sondern vor allem Innovationen bremsen und läuft dem wichtigen Prinzip der Technologieoffenheit massiv zuwider."
Dem widerspricht die Aussage der Grünen-Abgeordneten Anna Cavazzini. Sie sagt: "Der Vorschlag besagt, dass wir die Regelung anpassen können, wenn ein neuer Standard auftaucht, der besser ist als USB-C." Sie weißt also darauf hin, dass der USB-C-Anschluss auch wieder abgelöst werden kann, sollte es künftig einen besseren Anschluss geben - aber nur durch einen neuen einheitlichen Standard.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Bundesamt für Verbraucher- und Umweltschutz
- Website des Europäischen Parlaments
- Website der Europäischen Kommission
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
- Website Bitkom.org