Jenni Hermoso wird vom RFEF Präsidenten Luis Rubiales geküsst

Prozess um Kuss von Rubiales: NRW-Vereine arbeiten an Schutzkonzepten

Stand: 03.02.2025, 18:49 Uhr

In Spanien steht Rubiales wegen des Kuss-Skandals vor Gericht. In NRW berät der Landessportbund zur Gewaltprävention - mit steigender Nachfrage.

Von Peter HildPeter Hild

In Spanien geht es seit diesem Montag vor Gericht um einen Kuss-Skandal im Fußball. Der spanische Ex-Verbandschef Rubiales ist angeklagt, weil er die Spielerin Hermoso auf den Mund geküsst hat - als die Fußballerinnen die WM 2023 gewonnen haben.

Hermoso hat beim Prozessauftakt noch einmal gesagt, dass Rubiales sie gegen ihren Willen geküsst habe. Rubiales und andere Verbandsmitglieder sollen sie danach unter Druck gesetzt haben, damit sie den Kuss herunterspielt. Außerdem sagt Hermoso, dass sie nach dem Vorfall von Kameras verfolgt wurde und sogar Todesdrohungen bekommen habe. Rubiales könnte mehrere Jahre ins Gefängnis kommen. Er sagt aber bis heute, dass beide den Kuss gewollt hätten.

Prozess gegen Rubiales wegen WM-Kuss

WDR Studios NRW 03.02.2025 01:01 Min. Verfügbar bis 03.02.2027 WDR Online


Solche und ähnliche Vorfälle haben im Fußball für viel Empörung gesorgt - und die Rufe nach einem besseren Schutz von Frauen lauter werden lassen.

Auch in NRW arbeiten immer mehr Sportvereine an Schutzkonzepten gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Der Landessportbund (LSB) berichtet, dass die Nachfrage nach Schulungen und Beratung spürbar angestiegen ist. Viele Vereine seien für das Thema offen, heißt es. Sie unterschätzten jedoch den Aufwand, den die Aufstellung eines Schutzkonzeptes und die dauerhafte Umsetzung in der Praxis bedeutet.

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Um den Handlungsdruck zu erhöhen, hatte der Landessportbund NRW 2022 eine selbst gesetzte Frist beschlossen: Bis zum Jahresende 2024 mussten alle Fachverbände, Kreis- und Stadtsportbünde die Mindestanforderungen für ein Schutzkonzept nachweisen, etwa, konkrete Ansprechpartner benennen und eine Risikoanalyse ihrer Strukturen vorlegen. Ansonsten würden Fördergelder gestrichen.

"Das haben auch alle unsere Mitglieder erfüllt", bestätigt Tanja Eigenrauch, die das Thema Schutzkonzepte beim LSB koordiniert. Es gebe eine breite Zustimmung unter den Vereinen, dass sich etwa tun muss, nachdem mehrere Studien das Ausmaß von psychischer, sexualisierter oder interpersoneller Gewalt im Sport verdeutlicht haben.

Hilfe mit Beratung und Schulungen

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Immer mehr Vereine lassen sich beraten

Der LSB bildet Berater und Referenten aus, die die Vereine speziell für das Thema Schutzkonzepte gegen Gewalt anfragen können. Sie geben Sensibilisierungsschulungen oder unterstützen mit Beratungen, wie eine Risikoanalyse umgesetzt oder ein Konzept erstellt werden kann. "Das Angebot wird viel in Anspruch genommen", sagt Eigenrauch.

Vielen sei zum Beispiel nicht klar, was genau bei einem Schutzkonzept beachtet werden müsse, dafür gebe es aber auch Handlungsanleitungen und Checklisten durch den Verband. "Es ist eine schwierige Aufgabe gerade für Ehrenamtler, denn das Thema muss breit im ganzen Verein diskutiert werden. Man muss Prozesse auch kritisch hinterfragen", betont Eigenrauch.

Schutzkonzepte nicht immer willkommen

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Solveig Schwiederski vom Kreissportbund Märkischer Kreis

Und gerade das komme nicht immer gut an, berichten gerade einige kleinere Vereine dem WDR. "Manche sehen noch nicht, dass jeder von Gewalt betroffen sein kann, auch wenn es vielleicht noch keine Vorfälle gab", erklärt Solveig Schwiederski, Referentin für Jugendarbeit und Ansprechpartnerin beim Kreissportbund Märkischer Kreis zum Thema Schutz vor Gewalt.

Mit allen Vereinen im Kreisgebiet hätten im Januar die ersten Netzwerkabende zum Thema stattgefunden, so Schwiederski, die Referenten auf Anfrage in die Vereine schickt. Auch jugendliche Sporthelfer würden in ihrer Ausbildung mit dem Thema sensibilisiert, bevor sie eine Trainingsgruppe in einem Verein betreuen.

Positives Feedback: Zufriedenere Mitglieder, mehr Sicherheit

"Wichtig ist für uns, dass Schutzkonzepte keine Papiere für die Schublade sind, sondern im ganzen Verein gelebt werden", sagt Schwiederski und berichtet von positiven Rückmeldungen von Vereinen, die solche Konzepte bereits umsetzen. "Wir hören oft, dass sich die Mitglieder dann wohler fühlen und alle Beteiligten mehr Sicherheit haben, wie sie wann reagieren können."

Auch Tanja Eigenrauch vom LSB ist zuversichtlich, dass der Schutz vor sexualisierter Gewalt in immer mehr Vereinen ankommt und auch gelebt wird. "Ich hoffe, dass es bei allen auch als eine dauerhafte Aufgabe verstanden wird."

Quellen:

  • WDR-Interview mit Tanja Eigenrauch, Landessportbund NRW
  • WDR-Interview mit Solveig Schwiederski, Kreissportbund Märkischer Kreis
  • Nachrichtenagentur DPA

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