Woher stammen die mutmaßlichen Täter?
Das Bundesinnenministerium bestätigte am Freitag (08.01.2015), dass unter den bislang ermittelten Tatverdächtigen auch Flüchtlinge sind. Die Bundespolizei erfasste an Silvester nach WDR-Informationen am Kölner Hauptbahnhof 32 Verdächtige, darunter waren 29 Ausländer: Neben drei Deutschen wurden neun algerische, acht marokkanische, vier syrische, fünf iranische, ein irakischer, ein serbischer und ein US-amerikanischer Tatverdächtiger ermittelt. Insgesamt sollen 22 von ihnen Asylbewerber sein.
Das passt zu den Aussagen von Zeugen, Opfern und Polizeibeamten, nach denen es um "überwiegend männliche Personen nordafrikanischer bzw. arabischer Herkunft im Alter zwischen ca. 15 und 35 Jahren" (Bericht der Kölner Polizei 02.01.2016) gewesen sein. Die Kölner Polizei führt aktuell nach eigenen Angaben (Stand: 08.01.2015) Ermittlungsverfahren gegen insgesamt 21 Tatverdächtige. Viele davon wurden zwar identifiziert, befinden sich aber nicht im Polizeigewahrsam.
Wie viele Festnahmen gab es bereits?
Nach den Ausschreitungen der Silvesternacht hat die Kölner Polizei in der Nacht zu Freitag zwei weitere Tatverdächtige festgenommen. Bei den Männern mit Migrationshintergrund wurden Handys sichergestellt, auf denen Videos der Silvesternacht gespeichert waren. Sie sollen Ausschreitungen und Übergriffe auf Frauen zeigen. Daneben wurde nach Polizeiangaben ein Übersetzungszettel Arabisch-Deutsch sichergestellt.
In der Silvesternacht wurden durch die Polizei 71 Personalien festgestellt, zehn Platzverweise ausgesprochen und 32 Strafanzeigen geschrieben. Außerdem gab es elf Ingewahrsamnahmen und vier Festnahmen. Gegen alle bisher Festgenommenen wird wegen Diebstahl und Körperverletzung ermittelt.
Wie viele Täter gab es?
Das wissen wir nicht. Nach Angaben der Kölner Polizei hatten sich am Silvesterabend mehr als 1.000 Männer auf dem Bahnhofsvorplatz versammelt - doch nicht alle von ihnen haben Frauen sexuell bedrängt und ausgeraubt. Derzeit sichten die Beamten das vorhandene Videomaterial und werten die vorliegenden Aufzeichnungen aus. Die meisten der verdächtigten Männer sind nach Angaben der Polizei auf Bild- und Videoaufnahmen klar erkennbar.
Inzwischen liegen mehr als 170 Anzeigen (Stand: 08.01.2015) vor. Etwa drei Viertel der Anzeigen gehen auf sexuelle Übergriffe zurück. In 50 dieser Fälle seien die Frauen zudem bestohlen worden. In zwei Fällen ermitteln die Beamten wegen Vergewaltigung.
Handelt es sich um organisiertes Verbrechen?
Davon geht die Kölner Staatsanwaltschaft aus. Dort hat die Abteilung für Organisierte Kriminalität die Ermittlungen übernommen, da Absprachen für ein gemeinsames Vorgehen der Täter nicht ausgeschlossen werden. Nach Informationen des WDR ermittelt die Polizei bereits seit längerem gegen organisierte Banden, deren Mitglieder mehrheitlich aus Marokko, Tunesien und Algerien stammen sollen. Dabei sollen sie sich auch die aktuelle Flüchtlingslage zunutze machen: Sie reisen den Informationen zufolge zunächst nach Istanbul, um von dort über die Balkanroute als angebliche Flüchtlinge nach Deutschland zu kommen.
Ist es eine neue Masche des Trickdiebstahls ähnlich der "Antänzer"-Methode?
Das ist noch unklar. Nach Angaben des Kölner Polizeipräsidenten Wolfgang Albers haben die Silvestervorfälle ein neues Ausmaß. Frühere Opfer der "Antänzer" seien in der Regel Männer gewesen, das habe sich nicht im sexuellen Bereich abgespielt.
Warum wird die Polizei kritisiert?
Die Kritik richtet sich vor allem an die Polizeiführung und deren Informationspolitik. Der Vorwurf: Die Polizei in Köln soll zum einen zu spät auf die aggressive Menschenmenge vor dem Kölner Hauptbahnhof reagiert und die Opfer nicht geschützt haben. Zum anderen soll sie zu spät darüber informiert haben. In der ersten Pressemitteilung der Polizei am Neujahrsmorgen war die Stimmung in der Innenstadt als "friedlich" bezeichnet worden. Erst zwei Tage nach Silvester hatte die Polizei über Übergriffe informiert.
Seit wann wusste die Polizeispitze vom Ausmaß der Übergriffe in der Silvesternacht?
Die Polizei war nach Angaben eines leitenden Beamten frühzeitig über Ausmaß und Dramatik der Übergriffe in der Kölner Silvesternacht informiert. Während der Ausschreitungen am Hauptbahnhof hätten Frauen Schutz bei der Polizei gesucht, heißt es unter anderem in einem internen Einsatzbericht des Bundespolizisten. Im Gespräch mit einem führenden Landespolizisten habe er sogar befürchtet, dass das "Chaos noch zu erheblichen Verletzungen wenn nicht sogar zu Toten führen würde", schreibt der Beamte. In dem Bericht wird zudem eine viel zu geringe Zahl eingesetzter Beamter beklagt. Wolfgang Albers wurde von Innenminister Ralf Jäger am Freitag (08.01.2016) als Kölner Polizeipräsident abgesetzt und in den einstweiligen Ruhestand versetzt.
Gab es auch in anderen Städten solche Übergriffe?
Es gab auch Vorfälle in Düsseldorf, Dortmund, Bielefeld sowie in Hamburg, Berlin und Stuttgart. Allerdings nicht in solchem Ausmaß wie in Köln. Ob die Taten in Zusammenhang stehen, ist aber offen.