"Eine Katastrophe klopft nicht an und fragt, ob sie eintreten darf. Sie kommt meist unerwartet - und darauf müssen wir vorbereitet sein." Mit diesen Worten kündigte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) schon einen Warntag im vergangenen Jahr an.
An diesem Donnerstag um 11 Uhr wurde wieder für einen solchen Ernstfall geprobt, und zwar bundesweit. Gegen 11.45 Uhr erfolgte eine Entwarnung über die Endgeräte, über die zuvor die Warnungen versendet wurden.
Zusammenspiel vieler Warnmittel wird getestet
An Warntagen wird der reibungslose Betrieb der Sirenen im Land überprüft - und das Zusammenspiel verschiedener Warnmittel. Außerdem soll die Bevölkerung sensibilisiert werden.
Lautsprecherdurchsagen, Warn-Apps, Meldungen in verschiedenen Medien und zentral über Cell Broadcast ausgelöste Warnmeldungen sowie digitale Anzeigetafeln sollen sicherstellen, dass so viele Menschen wie möglich erreicht werden. Die Warnung über Cell Broadcast ist auch zu hören, wenn das Gerät auf Stumm gestellt ist.
Im Katastrophenfall zählt jede Minute
Wie wichtig in Katastrophenfällen eine frühzeitige Warnung ist, hat nicht zuletzt das verheerende Hochwasser im Sommer 2021 gezeigt. Viele Menschen wussten gar nicht, dass sie in Gefahr waren. Dabei zählt in solchen Momenten jede Minute. Eine Konsequenz war deshalb, das Warnsystem im Land zu verbessern.
Im Idealfall bekommt jeder auf mehreren Wegen etwas von der vermeintlichen Warnung mit.
Sirenen - der Klassiker unter den Warnmeldungen
In NRW sind tausende Sirenen installiert. Außerdem wird das Sirenennetz weiter ausgebaut. So läuft die Warnung über Sirenen ab:
Der Probealarm beginnt mit einem einminütigen Dauerton, der im Ernstfall "Entwarnung" bedeutet.
Danach folgt eine fünfminütige Pause. Anschließend ist ein einminütiger Heulton zu hören, der immer wieder auf- und abschwillt. Dabei handelt es sich um das eigentliche Warnsignal, das bei einem echten Notfall ertönt.
Nach einer weiteren Pause von fünf Minuten folgt an den Warntagen ein erneuter Entwarnungsdauerton, der den Probealarm abschließt.
Warnung auch per Handy
Es gibt natürlich auch andere Mittel, um die Bevölkerung zu warnen. Dazu gehört das sogenannte Cell-Broadcast-System. Was kompliziert klingt, ist eigentlich ganz einfach. Alle, die ein modernes Smartphone haben, bekommen eine Warnung direkt auf das Gerät gesendet - in Form eines Alarmtons und einer zusätzlichen Textnachricht.
Das System ist hierzulande vergleichsweise neu und wurde Ende Februar 2023 installiert. Eine Warnung ertönte in der Vergangenheit zum Beispiel bei Funden von Weltkriegsbomben, bei Starkregen oder einem Großbrand.
Doch nicht alle Handys zeigen die Warnung an. Dafür müssen nämlich bestimmte Voraussetzungen erfüllt und Einstellungen am Handy vorgenommen sein. So fallen ältere Geräte zum Beispiel komplett raus. Eine Liste mit empfangsfähigen Smartphones hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zusammengestellt.
Zudem sollte das neueste Update des Betriebssystems installiert sein. Das Handy muss natürlich eingeschaltet sein und darf sich auch nicht im Flugmodus befinden.
Land greift auf Werbetafeln zu
Wer unterwegs ist, soll noch über einen anderen Weg etwas vom Warntag mitbekommen. Erstmals wurden im März vergangenen Jahres große digitale Werbetafeln miteinbezogen. Das Land hatte dafür einen Vertrag mit der Firma Ströer abgeschlossen.
Auf den mehr als 1.100 Anlagen erscheinen ebenfalls Warnungen - statt der sonst üblichen Werbung. Am Donnerstag sollte es Warnungen auf 7.900 digitalen Anzeigetafeln geben, hieß es.