Bagger zerstört offenbar Laichgewässer in Naturschutzgebiet
Lokalzeit Südwestfalen. 10.04.2025. 02:35 Min.. Verfügbar bis 10.04.2027. WDR. Von Heinz Krischer.
Bagger zerstört offenbar Laichgewässer in Naturschutzgebiet
Stand: 10.04.2025, 13:14 Uhr
In Arnsberg sind offenbar Laichgewässer in einem Naturschutzgebiet zerstört worden. Angler werfen der Stadt vor, eine im Auftrag der Stadt arbeitende Firma sei rücksichtlos vorgegangen.
Von Heinz Krischer
Die Spuren am Ufer des Möhneflusses in Arnsberg-Neheim sind deutlich: Hier ist schweres Gerät gefahren worden – am Ufer und im Wasser. Davon ist Lennart Wermelt überzeugt – und er ist stinksauer. "So etwas macht man nicht. Schon gar nicht jetzt in der Schonzeit."
Schaden von mehreren Zehntausend Euro

Angler und Naturschützer kritisieren Arbeiten im Naturschutzgebiet
Was den Vorsitzenden des Sportfischereivereins "Gut Wasserwaid" so wütend macht, sind Unterhaltungsarbeiten am Fluss, die von der Stadt Arnsberg in Auftrag gegeben wurden. Dabei seien Laichgewässer zerstört worden – möglicherweise tausende kleine Fische getötet und ein Schaden von mehreren zehntausend Euro verursacht worden.
Die Stadt Arnsberg hatte eine externe Firma beauftragt, angeblich vom Sturm in den Fluss geworfene Bäume und Äste zu entfernen. "Diese Bäume stellen Abflusshindernisse dar, die bei potentiellen Hochwasserereignissen abgeschwemmt werden, sich an Engstellen aufstauen und somit gefährliche Hochwasserschäden verursachen können", teilt die Stadt mit.
Extra in den Fluss gelegte Bäume entfernt
Doch nach Recherchen der Angler ist dabei manches falsch und aus dem Ruder gelaufen. Zum einen wurden viele der Bäume, die jetzt entfernt wurden, vor Jahren bewusst in den Fluss gelegt. Als Rückzugsort und Lebensraum von Fischen und anderen kleinen Tieren.
"Das ist damals mit allen Fachbehörden abgestimmt gewesen, ein Wasserplaner hatte die exakte Lage der Bäume und der angelegten Kiesinseln ermittelt", sagt Lennart Wermelt. Das alles passierte im Rahmen von Renaturierungsmaßnahmen, für die öffentliche Gelder gezahlt wurden.
Lebensraum von Fischen zerstört
Dadurch dass diese Bäume jetzt aus dem Fluss geholt wurden, sei Lebensraum der Fische zerstört worden. Dazu kommt: Zumindest ein Teil der Arbeiten passierte ab Mitte März. Der Schonzeit von Vögeln und Fischen. "Wir hatten noch am 14. März eine Begehung des Ufers – da war noch nichts passiert", sagt Lennart Wermelt.
Es seien großflächig Bäume am Ufer abgesägt worden. Um das zu erledigen, sei ein Bagger auch immer wieder durch den Fluss gefahren, beklagen die Angler. Und beim Durchfahren des Flusses seien teilweise extra angelegte Kiesbänke überfahren worden.
Dann töte ich jede Menge Tiere. Dr. Olaf Niepagenkemper vom Fischereiverband NRW
"In einem Fließgewässer wie hier, in so einem kiesgeprägten Fließgewässer lebt der überwiegende Teil der Tiere unter dem Stein", sagt Dr. Olaf Niepagenkemper vom Fischereiverband NRW. "Und wenn ich da mit einem Bagger drüberfahre, dann töte ich jede Menge Tiere."
Jetzt prüft die Untere Naturschutzbehörde beim Hochsauerlandkreis, ob nicht nur ordnungsrechtliche Verstöße, sondern sogar strafrechtliche vorliegen. Und auch die Stadt Arnsberg gibt sich zerknirscht.
Stadt bedauert, wenn Laichgewässer zerstört sein könnten
"Die Stadt Arnsberg war in NRW Vorreiter in der Umsetzung von ökologischen Wasserbaumaßnahmen und hat an Ruhr, Möhne und Röhr einige Kilometer an Renaturierungen umgesetzt", heißt es in einer Stellungnahme. "Daher bedauert die Stadt Arnsberg sehr, dass Laichgewässer zerstört sein könnten."
Die Stadt prüfe jetzt, ob eine Vertragsverletzung der beauftragten Firma durch Überschreitung des vereinbarten Zeitfensters zur Erledigung der Arbeiten vorliegt.
Unsere Quellen:
- Sportfischerverein Gut Wasserwaid
- Fischereiverband NRW
- Hochsauerlandkreis
- Stadt Arnsberg
Über dieses Thema berichten wir am 10.04.25 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.