Im Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung in Münster werden die Themen Tierhaltung und Umweltpolitik stehen. Zahlreiche Politikerinnen und Politiker, darunter Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) werden erwartet. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird ein Video-Grußwort halten.
Vor allem bei den Schweinehaltern ist die Stimmung angespannt. "Auch im vergangenen Jahr haben viele Betriebe aufgegeben. Die Ausstiegswelle in der Schweinehaltung rollt unvermindert weiter", sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied im Vorfeld des Deutschen Bauerntages. Die Corona-Pandemie und die Krise durch den Ukraine-Krieg hätten ihre Spuren hinterlassen.
Neues Gesetz "noch lückenhaft"
Um mehr Tierwohl in die Ställe zu bringen, hat der Bundestag das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz beschlossen. Verbraucher sollen einfacher erkennen, aus welcher Haltung ihr Fleisch kommt. Doch das Tierwohllabel sei "noch lückenhaft", warnt Rukwied. Es sei positiv, dass mit dem Gesetz die Tür geöffnet werde. "Das kann aber nur ein Auftakt sein."
Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft haben auch die Vorgaben der EU-Agrarpolitik. Zwei Vorschläge aus Brüssel brennen den Landwirten aktuell besonders unter den Nägeln: eine Naturschutz-Gesetzgebung, mit der zehn Prozent der Flächen für den Naturschutz reserviert werden müssten und die geplante Einschränkung von Pflanzenschutzmitteln. Komme die EU damit durch, würden die landwirtschaftlichen Erzeugungsmengen deutlich zurückgehen und die Abhängigkeit vom Ausland zunehmen.
Verband erwartet "Durchschnittsernte"
"Eine der größten Herausforderungen der Zukunft" werden die Veränderungen beim Klima sein, macht Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), deutlich. "Wir brauchen intelligente Lösungen."
Vor allem die Trockenheit bereitet den Landwirten Sorgenfalten. Von Mitte März bis in den Mai fielen ständig Niederschläge, doch seitdem war es weitgehend trocken. In diesem Jahr erwarten die Landwirte "eher eine Durchschnittsernte".
"Bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Region"
Für die Landwirtschaft in Westfalen-Lippe sei die Wahl des Standortes Münster für den diesjährigen Bauerntag ein starkes Signal. "Mit fast 23.500 Betrieben und rund 66.000 Arbeitskräften ist die hiesige Landwirtschaft ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Region. Wir freuen uns außerordentlich, nun wieder Gastgeber zu sein", so Beringmeier. Zuletzt war das vor 22 Jahren der Fall.
Bauernpräsident Joachim Rukwied kündigte an, zum Abschluss des Deutschen Bauerntages eine "Münsteraner Erklärung" abgeben zu wollen. Darin sollen konkrete Forderungen an die Politik enthalten sein. Rukwied: "Die Zeit des Handelns ist gekommen."
Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit Münsterland am 28. und 29.06.2023 im Radio auf WDR2 und im WDR-Fernsehen.