"Jeden Tag kämpfen wir ums Überleben, oftmals geht es nur um Schadensbegrenzung", schreiben die Leiterinnen von drei Kitas in Warburg und Hövelhof stellvertretend für alle anderen katholischen Kitas in OWL an die Ministerin. "Wie stellen Sie sich die Zukunft der Kindertageseinrichtungen vor?"
Vielerorts könnten Kinder nicht mehr individuell gefördert werden, es gehe nur noch um Betreuung. Wegen Fachkräftemangel, Pandemiefolgen und den wachsenden Zahlen bildungsarmer Familien "kann der drastisch zugenommene pädagogische Mehraufwand nicht bewältigt werden". Die knappe Personaldecke werde zudem belastet durch Krankheit, Urlaub und Fortbildung. Zu oft müssten Eltern die Kinder dann betreuen.
Kitas müssen überall sparen
Auch fehle Geld für mehr Räume und Sanierungen. Die Kitas könnten das nicht stemmen. Im Gegenteil: "In unseren Kindertageseinrichtungen werden aktuell starke Einsparmaßnahmen getroffen".
Selbst das "Kita-Helfer-Programm" des Landes helfe wenig. Damit will das Land das pädagogische Personal entlasten. Doch viele Einrichtungen, so die Kitas in OWL, könnten den Eigenanteil von zehn Prozent nicht aufbringen.
Die Landespolitik solle bei ihren Kita-Plänen mehr "Fachleute von der Basis" einbinden, "keine Theoretiker, die bestehende Probleme verschlimmbessern". Die Ministerin rede die Lage in den Kitas schön.
Ministerin Paul: Mehr Personal und Kitas
In einem Schreiben an Kitas, Verbände und Familien hatte Josefine Paul am 31. Juli darauf hingewiesen, dass von 2012 bis 2022 der "Personalbestand in Kitas in NRW allein bei den Erzieherinnen und Erziehern in Summe um mehr als 27.200 Personen gewachsen" sei. Auch seien über 1.450 neue Kitas entstanden.
"Die Fachkräftegewinnung und –bindung haben für mich deshalb Priorität", so Paul. Aber: "Wir brauchen einen langen Atem". Es werde "zeitnah eine Kampagne für mehr Wertschätzung und zur Gewinnung von neuem Personal" geben.