Geplantes Cannabis-Gesetz: Zu Besuch in einem Headshop in Münster

Stand: 18.10.2023, 19:30 Uhr

Der Bundestag berät am Mittwochabend zum ersten Mal über einen Gesetzentwurf zum kontrollierten Umgang mit Cannabis. Doch der Weg zur teilweisen Legalisierung ist weit und bei Experten umstritten. Zu Besuch in einem Headshop in Münster.

Von Heike Zafar

Gilbert Kleinbrahm verkauft in seinem Laden alles, was man für den Anbau von Hanfpflanzen braucht: Blumentöpfe, Lampen, Luftfilter, speziellen Dünger, säckeweise Erde. Alles legal.

Gestapelte Säcke mit Erde im Headshop in Münster | Bildquelle: WDR/Heike Zafar

"Wir dürfen nur keinen Samen verkaufen, das ist in Deutschland verboten", sagt der Inhaber des "Smart Head and Growshop" in Münster. Als Headshop werden kleine Ladengeschäfte bezeichnet, die Zubehör für den Cannabis-Konsum verkaufen. Den Hanf-Samen kaufen Kleinbrahms Kunden in einem anderen europäischen Land.

Besitz von 25 Gramm bald erlaubt?

Das könnte sich möglicherweise ändern. Der Gesetzentwurf, über den jetzt beraten wird, sieht vor, dass Privatpersonen künftig sieben Samenkörner besitzen und maximal drei Pflanzen ziehen dürfen. Für Erwachsene soll der Besitz von 25 Gramm erlaubt werden. 

"Die Politiker, die sich das alles ausgedacht haben, haben keine Ahnung." Gilbert Kleinbrahm, Headshop-Betreiber in Münster
Gilbert Kleinbrahm | Bildquelle: WDR/Heike Zafar

"Die sollten lieber mich mal fragen", sagt Gilbert Kleinbrahm, der seinen Laden mit all dem Rauch- und Kiff-Zubehör jetzt schon seit rund 30 Jahren betreibt. Mit drei Pflanzen, die erlaubt sein sollen, könne er bis zu 500 Gramm Haschisch erzeugen: "Ich kann ja nicht einer Pflanze bei 25 Gramm sagen: Hör auf zu wachsen."

Wer nicht selbst anbauen kann oder will, könnte laut Gesetzentwurf Mitglied in einem "Cannabis Social Club" (CSC) werden. Dort dürfte Marihuana angebaut werden, um die Mitglieder damit untereinander zu "versorgen". Mit 50 Gramm maximal pro Kopf und Monat.

"In Spanien und Portugal wurden ähnliche Clubs schon wieder geschlossen." Gilbert Kleinbrahm hält nichts von den geplanten Cannabis-Clubs

Der Vorteil: Der Schwarzmarkt würde bekämpft - und ein Verkauf und Konsum jenseits der Öffentlichkeit ermöglicht. "Und trotzdem ist das Quatsch", findet Gilbert Kleinbrahm. Was in einem Club passiert, könne niemand kontrollieren. In Spanien und Portugal hätten sie ähnliche Clubs schon wieder dicht gemacht, "da wurde zu viel gedealt."

"Nicht jeder will da Mitglied werden"

Blick in den Headshop in Münster | Bildquelle: WDR/Heike Zafar

Außerdem wolle nicht jeder Mitglied in einem solchen Club werden, zumal der Konsum von Haschisch dort verboten sein soll. "Statt dieses Gesetz durchzubringen, sollten sie Cannabis legalisieren", so das Fazit von Gilbert Kleinbrahm. "Wer heute mit einer Tüte oder fünf Gramm in der Tasche erwischt wird, wird vor Gericht gezogen, das will ja auch kein Richter."

Der Verkauf von Hanf in Fachgeschäften - also nicht in Clubs - soll laut Gesetzentwurf nur in speziellen Modellregionen erprobt werden. Die Stadt Münster will eine davon werden.

Auch Gilbert Kleinbrahm würde sich gerne mit seinem Laden an einem solchen Modellversuch zur kontrollierten Abgabe von Cannabis beteiligen. Jetzt aber wartet er erstmal ab, was der Bundestag am Ende beschließt.

Über dieses Thema berichten wir am 18.10.2023 im WDR Fernsehen.