Die Ausfälle betreffen seit Montagmorgen fast alle Rathäuser in Südwestfalen, die fünf Kreishäuser dort und Städte im Ruhrgebiet und im südlichen Münsterland. Auch das Bergische Land ist mit Burscheid, Hückeswagen und Wermelskirchen geschädigt. Auch in Soest geht nichts mehr. Betroffen sind, je nach Stadt oder Kreis, Internetseiten, Telefonanschlüsse und zum Beispiel Mailserver.
Zahlungen von Ämtern könnten sich verzögern
Und das hat Folgen: Anträge in Sozialämtern können teilweise nicht bearbeitet werden, Auszahlungen funktionieren oft nicht, in einigen Einwohnermeldeämtern kann man keine Ausweise bekommen, bei manchen Standesämtern funktioniert die Registrierung von Todesfällen oder Geburten nicht. In betroffenen Zulassungsstellen können keine Autos an- oder umgemeldet werden. Wie lange die Großstörung anhalten wird, ist aktuell nicht abzusehen.
Auch Computersysteme in Krankenhäusern funktionieren teilweise nicht mehr. In Haltern und Dorsten funktionieren hingegen nur Teile der Internetseite nicht. In Borken ist es die gesamte Internetseite.
Dienstleister schottet sich zur Sicherheit ab
Der Trojaner ist vergangene Nacht auf den Servern des IT-Dienstleisters der Kommunen aufgefallen: der Südwestfalen IT. Das Unternehmen hat daraufhin die Verbindungen zu den Kommunen gekappt. Auch am Dienstag kämpft die Südwestfalen IT weiterhin mit den Folgen des Cyberangriffs, teilte das attackierte Unternehmen mit Sitz in Hemer mit. Zur Zeit analysierten Spezialisten die Systeme, um herauszufinden, wie weit sich die Schadsoftware verbreitet habe. Dafür sei es erforderlich, die Systeme weiterhin vom Internet und den Verwaltungsnetzen zu trennen.
So will es verhindern, dass sich die Schadsoftware weiter verbreitet. Erpressungstrojaner versuchen, sich in Infrastrukturen öffentlicher Dienstleister oder Unternehmen einzuschleusen und dort Daten zu verschlüsseln, erkärt Jörg Kowalke von Südwestfalen IT. Ziel des Trojaners ist es, mit der Entschlüsselung der Daten Lösegeld zu erpressen. Das Landeskriminalamt ermittelt jetzt. Unter anderem soll es herausfinden, ob auch Daten gestohlen wurden.
Im Hochsauerlandkreis müssen wegen des Hackerangriffs fast alle Termine bei der Stadt abgesagt werden: "Bei uns funktioniert nur das Telefon. Schuleingangsuntersuchungen, die lange schon geplant sind, finden statt. Das ist fast das einzige. Fast alles andere funktioniert nicht," sagt Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises.
Bürgerinnen und Bürger, die einen Termin in den Kommunen haben, werden gebeten, zu Hause zu bleiben. "Wir sind komplett lahmgelegt," sagt er.
Komplettausfall bei Kommunen
Die Stadt Siegen hat für Notfälle Info-Schalter in allen Rathäusern geöffnet. Über den aktuellen Stand informieren die Kommunen über ihre Social-Media-Kanäle.
Auch die Verwaltungen der Ruhrgebietsstädte Witten, Schwelm, Lünen und Sprockhövel informieren über Social Media, wie sie erreichbar sind. Das Wittener Rathaus hat dort zum Beispiel die wichtigsten Telefonnummern und Mail-Adressen veröffentlicht. Die funktionieren nämlich weiter.
Südwestfalen IT betreut 72 Städte und Gemeinden
Auch die Stadt Lünen können die Bürger anrufen oder anmailen – die Bearbeitung könne aber länger dauern als üblich. Termine wurden dort nicht abgesagt. In Schwelm ist auch die Arbeit des Standesamtes und des Rates betroffen. Daten seien wohl nicht abgegriffen worden, sagt die Stadt Witten.
Südwestfalen IT betreut im Land 72 Städte und Gemeinden mit mehr als 22.000 Arbeitsplätzen.