Mit der "ConflictA" öffnete Mittwoch die erste Konfliktakademie an der Universität Bielefeld. Sie soll Wege suchen, wie Konflikte in Krisenzeiten überall in der Gesellschaft besser gelöst werden können.
Immer mehr Konflikte bestimmen unsere Welt, spalten die Gesellschaft und führen zu Krisen und Gewalt. Wir erfahren eine harte Migrationsdebatte, die Lage in Nahost führt zu Streitigkeiten auch hier, Klimaaktivismus wird von Klimaleugnern angegriffen, Politiker auf allen Ebenen erleben ständig Hassbotschaften oder sogar Angriffe.
Ziel: Neue Ideen zur Konfliktbewältigung
Diese Konflikte will die neue "ConflictA" in Bielefeld angehen und neue Ideen und "innovative Formate" für ihre Bearbeitung entwickeln. Initiatoren sind die Wissenschaftler des Bielefelder Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG), dessen Studien seit fast 30 Jahren auf extremistische Tendenzen vor allem von rechts hinweisen.
"Von Beginn an bekamen wir Anfragen aus der Gesellschaft", sagte IKG-Leiter Professor Andreas Zick am Mittwoch vor über 100 Gästen aus Politik, Kultur und Gesellschaft. "Der Bedarf darüber zu diskutieren ist sehr groß."
Gleichzeitig werde es immer dramatischer und feindseliger. Das habe zur Idee der Konfliktakademie geführt: "Wie schützen wir die Demokratie? Wie gelingt in Krisenzeiten eine kluge Aushandlung von Konflikten?" Ohne in Populismus und Extremismus zu verfallen.
Viele Konflikte entstehen vor Ort in den Kommunen
Die Akademie mit ihren mehr als 30 Mitarbeitenden, Psychologen, Soziologen, Pädagogen oder Historikern soll nun "Strategien für einen konstruktiven Umgang“ entwickeln, sagt die wissenschaftliche Leiterin Dr. Kerstin Eppert. Gemeinsam mit den Menschen dort soll ein "Werkzeugkasten für Konfliktbearbeitung" entstehen. Da gebe es einen großen Bedarf.
Ohne Kommunikation ist Demokratie in Gefahr
Für "ConflictA"-Mitgründer Andreas Zick ist vor allem der Dialog wichtig, denn: "Wenn wir still sind und nicht mehr kommunizieren, ist die Demokratie in Gefahr." Die Antirassismus-Trainerin und Politologin Saba-Nur Cheema ergänzte, dass Konflikte vor allem in Schulen stärker thematisiert werden müssten.
Auch sei es immer wichtiger, Medien zu analysieren, die auch Konflikte herbeiführen können. Saba-Nur Cheema sagt: "Über 95 Prozent der Jugendlichen nutzen täglich Social Media als Informationsquelle, wo Desinformation und Fake News stark verbreitet seien."
Gefördert wird die „ConflictA“ bis zum Jahr 2027 mit mehr als acht Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Unsere Quellen:
- IKG-Leiter Professor Andreas Zick von der Universität Bielefeld
- Dr. Kerstin Eppert, wissenschaftliche Leiterin der "ConflictA" an der Uni Bielefeld
- Antirassismus-Trainerin und Politologin Saba-Nur Cheema
- WDR-Reporter war vor Ort