Wenn das Sixpack abhängig macht: Gefährlicher Fitness-Wahn

Lokalzeit OWL 17.02.2025 03:17 Min. Verfügbar bis 17.02.2027 WDR Von Stefan Leiwen

Wenn der Fitness-Trend zur Gefahr für den Körper wird

Stand: 19.02.2025, 17:24 Uhr

In Bielefeld ist der Run auf Fitnessstudios seit Jahresbeginn ungebrochen. Doch für viele geht das nicht ohne Pillen, Pulver und Steroide.

Von Stefan Leiwen

Ein Fitnesstudio in Bielefeld: Sie schwitzen und pumpen, die Männer und Frauen an den Geräten und auf den Laufbändern. Und: Fast alle konsumieren zum Sport Nahrungsergänzungsmittel wie Eiweiß und Magnesium als Pulver und Pillen. Der Shake danach gehört zum Programm.

Mit Chemie zur Traumfigur

Leon Kansteiner

Leon Kansteiner liebt seinen Fitnesssport

"Ich bin natürlich nicht süchtig, aber das sagt ja jeder von sich," erklärt Leon Kansteiner aus Werther. Er ist Fotomodel für Werbung. Mindestens vier Mal in der Woche formt er seinen Körper. Natürlich konsumiert auch er Nahrungsergänzungsmittel, "weil es so schön einfach ist und schmeckt" wie er lachend sagt.

Anabolika im Freizeitsport

Insider schätzen, dass vor allem bei den männlichen Bodybuildern, jeder Fünfte sogar verbotene Steroide und gefährliches Testosteron nimmt. Den geformten eigenen Körper zu sehen, sich mit anderen zu vergleichen, das gibt den Kick.

Fitnesswahn kann abhängig machen

"Der Körperkult kann sogar psychisch abhängig machen," warnt Dr. Marc Samson-Baudisch. Er leitet den Hochschulsport der Universität Bielefeld. Um den Trainingserfolg zu beschleunigen, greifen viele zu chemischen Mitteln. "Das kann zu einer gefährlichen Spirale führen," sagt Samson-Baudisch.

Dr. Marc Samson-Baudisch

Dr. Marc Samson-Baudisch, Leiter Hochschulsport der Universität Bielefeld

Am Ende spritzt man sich Anabolika. Sie schädigen das Herz-Kreislaufsystem, die Leber, lassen Frauen vermännlichen und bei Männern die Brüste wachsen. Es gibt aber auch psychische Effekte wie Gewaltbereitschaft, Euphorie und sexuelle Erregbarkeit.

Gefährliche Verunreinigungen

Gefährlich ist auch der anonyme Einkauf von Nahrungsergänzungsmitteln im Internet. Vor allem, wenn es sich um wenig kontrollierte ausländische Präparate handele, die online bestellt werden können, warnt der Experte. An der Uni Bielefeld schätzt man, dass etwa zehn Prozent verunreinigt sind.

Gesunde Ernährung genügt meist

Meist genügt eine ausgewogene Ernährung, sagt der Fachmann der Unversität. Eine Portion Quark beispielsweise hat ähnlich viel Eiweiß wie ein künstlicher Shake. Model Leon rät, dem gesellschaftlichen Druck standzuhalten. Sich selber mögen, sei der wichtigste Tipp: "Denn Sport soll doch vor allem gesund sein und Spaß machen."

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Dr. Marc Samson-Baudisch, Hochschulsport
  • Universität Bielefeld