Es ist das Jahr 1973 - die Geburtsstunde des Panikorchesters. Der 27-jährige Gronauer Udo Lindenberg tut sich mit fünf Musikern zusammen: Steffi Stephan, Karl Allaut, Peter Backhausen, Gottfried Böttger und Judith Hodosi. Sie gründen eine Rockband, zunächst ohne Namen. Geprobt wird in Münster.
Bandname ist in Telgte entstanden
Ein wichtiger Meilenstein für die Band wurde in Telgte gelegt. Gründungsmitglied und Schlagzeuger Peter Backhausen erinnert sich: "Wir brauchten einen ersten Gig, bevor wir in Hamburg groß auftreten. Da ich in Telgte gewohnt habe und das Kolpinghaus kannte, habe ich hier den Auftritt klargemacht."
Außerdem hatte Bassist Steffi Stephan an diesem Ort die zündende Idee für den Bandnamen.
Deutsche Rockmusik aus Westfalen kommt an
Die Songtexte des Panikorchesters sind von Anfang an auf Deutsch. Für Rockmusik in der damaligen Zeit ist das neu. Inhaltlich decken die Liedzeilen von Udo Lindenberg eine große Bandbreite ab: Mal besingt er Lustiges und Skurriles wie in "Honky Tonky Show" und "Alles klar auf der Doria", oft wird es aber auch politisch.
Das Gesamtpaket kommt beim Publikum an. "Ich bin fest davon überzeugt: Die Texte von Udo sind das Geheimnis unseres Erfolgs," sagt Stephan. Das Panikorchester aus Westfalen füllt bis heute große Hallen und Stadien, tourte immer wieder international und trat 1983 sogar in der DDR auf.
Historisches Konzert bei FDJ-Veranstaltung
Bei einer Veranstaltung der FDJ wollte die Band ein Zeichen für den Frieden setzen. Immer wieder hat Udo Lindenberg dabei Ansagen mit pazifistischen Botschaften gemacht: "Von deutschem Boden darf nie wieder ein Krieg ausgehen. Weg mit allem Raketenschrott." Was das Panikorchester nicht ahnte: Der Auftritt war von der Stasi inszeniert.
Ständige Mitgliederwechsel und Alkoholprobleme
Der Erfolg des Panikorchesters hatte im Laufe der Bandgeschichte auch Schattenseiten. Es gab häufig personelle Veränderungen. Gründungsmitglied Peter Backhausen zum Beispiel ist schon Mitte der siebziger Jahre ausgestiegen.
"Das hatte verschiedene Gründe, teilweise sogar finanzielle. Es gab noch nicht die ganz großen Gagen und ich war gerade verheiratet," erklärt Backhausen, der heute vor allem als Musiktherapeut tätig ist.
Auch Udo Lindenbergs enger Vertrauter Steffi Stephan hat sich von 1989 bis 1996 zurückgezogen: "Das war die Zeit, wo das Panikorchester nicht mehr die Qualität hatte, die ich mir selber oder auch der Band abverlange. Und Udo hat viel zu viel getrunken."
Auftritte im kommenden Jahr geplant
Ab Ende der Neunziger ging es laut Stephan langsam wieder bergauf, sowohl bei Udo Lindenberg als auch mit dem Panikorchester. Dass die Band mittlerweile 50-jähriges Jubiläum feiert, sei unbegreiflich und verrückt.
Eine große Party bleibt erstmal jedoch aus, denn vor kurzem wurde Udo Lindenberg noch am Knie operiert. Im kommenden Jahr will das Panikorchester aber wieder durchstarten, sagt Stephan: "Die schönsten Sachen kommen noch. Es macht auch einfach Spaß und wir sind noch gut drauf."
Über dieses Thema berichten wir am 05.10.2023 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland um 19.30 Uhr.