Michael Dröge spachtelt eine Dichtungsschicht nach der nächsten auf die Außenwand eines Kellers. Vor zwei Monaten stand das Wasser zehn Zentimeter hoch im Gästezimmer des Einfamilienhauses in Havixbeck. Dann riefen die verzweifelten Eigentümer an.
Michael Dröge hat sich auf die Abdichtung von Häusern spezialisiert: "Wir vermuten derzeit aufgrund der starken Regenfälle, dass der Grundwasserspiegel angestiegen ist und das Gebäude an diversen Stellen einfach Schwachstellen in der Außenabdichtung hatte. Die dichten wir jetzt von innen ab."
40 Jahre war der Keller dicht
Dabei war das Einfamilienhaus vierzig Jahre lang knochentrocken. Es liegt in einem Wohngebiet an einem Hang der Baumberge. Wasser im Keller kannten die Eigentümer nur aus tiefer liegenden Quartieren. Wie in Münster, wo 2014 ganze Straßenzüge von einem Rekordstarkregen geflutet wurden.
Dann kam der vergangene Winter mit anhaltendem Dauerregen. Im Sommer folgten Starkregenereignisse. Da machte auch das Kellerfenster in Havixbeck schlapp. Für Michael Dröge keine Überraschung.
"Jetzt müsst ihr kommen!"
"Grund hierfür ist der ansteigende Grundwasserspiegel. Das Haus erfährt Schwachstellen, die vorher nicht bekannt waren. Daraufhin melden sich die Kunden und sagen, jetzt müsst ihr kommen. Jetzt müsst ihr gucken, wo kommts wirklich her."
Seitdem ziehen die Abdichtungsprofis im Münsterland von Keller zu Keller. Der Auftragsboom begann im Winter und nimmt weiter zu. Die meisten Anrufe kommen allerdings erst, wenn das Wasser schon im Haus gestanden hat. Die Abdichtung soll dann vor weiteren Übeflutungen schützen. Vorsorglich abdichten will dagegen kaum ein Hausbesitzer.
"Ich vermute, das sind auch die hohen Kosten, die damit verbunden sind", vermutet Michael Dröge. "Bei einer Außenabdichtung wird der Garten komplett umgegraben, das Haus freigelegt, Terrassen kaputt gemacht. Das muss wieder hergestellt werden."
Beratungsangebot floppte
Prophylaxe interessiert eher weniger. Für Sonja Kramer von der Stadt Münster erklärt das auch, warum ein kostenloses Beratungsangebot zum Hochwasserschutz floppte. Die Stadt schrieb 48.000 Hausbesitzer an. Nur ein Prozent meldete sich zurück. Die lokale Hochwassergefahrenkarte bekam dagegen 50.000 Klicks.
"Viele wissen um das mögliche Hochwasserrisiko für ihr Haus. Aber mit der Zeit gerät das immer wieder in Vergessenheit", so Kramer.
Bis das Wasser dann doch irgendwann im Haus steht. Die Experten sind sich einig: Die Gefahr der Überflutungen durch plötzlichen Stark- oder monatelangen Dauerregen wird zunehmen. Und die Kosten für Hochwasserschäden oder den Schutz vor Überflutungen werden weiter steigen.
Über das Thema berichten wir am 16. September 2024 auch in der WDR Lokalzeit Münsterland im Radio auf WDR2 und im Fernsehen um 19:30 Uhr.
Quellen:
- Baufirmen
- Eigenheimbesitzer
- WDR-Reporter vor Ort