Thomas Großbölting war Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und Professor für Neuere Geschichte/Zeitgeschichte an der Universität Hamburg.
Der Historiker war bekannt für seine Aufklärungsarbeit in Missbrauchsfällen. Darum sei der plötzliche Tod eine Katastrophe, sagen mehrere Betroffene von sexualisierter Gewalt dem WDR. Für viele war die Nachricht seines Todes ein Schock, weil Großbölting immer das Ziel verfolgt habe, die Verbrechen zwar im Auftrag des Bischofs, aber trotzdem unabhängig aufzuklären.
Studienergebnisse 2022 vorgestellt
Das Bistum hatte ein Forscherteam um Professor Großbölting 2019 mit der Studie beauftragt, das im Juni 2022 die Studienergebnisse der Öffentlichkeit präsentierte. Die Historiker hatten erschreckende Zahlen vorgelegt: 196 Täter, rund 600 Betroffene, systematische Vertuschung, Kumpelei unter Priestern zum Schutz der Täter.
Bischof zeigt sich betroffen
Münsters Bischof Felix Genn zeigte sich in einer ersten Stellungnahme zum Tod des Professors tief betroffen: "Die Aufarbeitung (...) war für ihn kein Forschungsprojekt wie jedes andere. Bei jeder Begegnung mit ihm spürte ich, wie sehr das, was Priester und andere Mitarbeitende der katholischen Kirche Menschen durch sexuellen Missbrauch und seine Vertuschung angetan haben, ihn auch persönlich mitnahm, anrührte und zu Recht zornig machte."
Großböltings Tod sei auch ein Auftrag, nicht nachzulassen im Kampf gegen sexuellen Missbrauch. Auch bei der Untersuchung von sexueller Gewalt in der evangelischen Kirche war Thomas Großbölting in der ersten Reihe dabei.
ICE-Unglück in Hamburg
Der ICE mit 291 Insassen war am Dienstag mit dem Auflieger eines Lastwagens zusammengestoßen, als sich dieser auf einem Bahnübergang in Hamburg-Rönneburg befand. Der 55 Jahre alte Professor erlitt so schwere Verletzungen, dass er trotz intensiver Behandlung im Rettungswagen starb. Großbölting hinterlässt seine Frau und vier Kinder.
Leiter der Missbrauchsstudie Münster ist tot. WDR Studios NRW. 13.02.2025. 00:49 Min.. Verfügbar bis 13.02.2027. WDR Online.
Unsere Quellen:
- dpa Deutsche Presse-Agentur
- Pressemitteilung Bistum Münster