Mord an Profiboxer Besar Nimani: Prozessbeginn in Bielefeld
Stand: 31.01.2025, 06:00 Uhr
Der Mord an dem ehemaligen Bielefelder Boxprofi Besar Nimani wird ab Freitag vor dem Landgericht Bielefeld verhandelt. Angeklagt ist ein 34-jähriger Bielefelder, der den 38-Jährigen in der Altstadt zusammen mit einem noch flüchtigen Komplizen auf offener Straße erschossen haben soll.
Von Oliver Köhler
Am 9. März 2024 kam Besar Nimani gegen 18 Uhr mit dem Auto in die Bielefelder Innenstadt. Er wollte zum Friseur. In der Nähe des Ladens stieg er aus, ging ein paar Schritte. Dann fielen plötzlich Schüsse. Der stadtbekannte Sportler war getroffen. Von insgesamt 16 Projektilen.
Die Spurensicherung untersuchte den Tatort in der Bielefelder Innenstadt
Für Nimani kam jede Hilfe zu spät. Er verblutete in der Fußgängerzone. Die mutmaßlichen Täter flohen zunächst zu Fuß. Dann sollen sie in ein Auto gestiegen sein.
Erst Wochen später konnte einer der beiden mutmaßlichen Mörder in Belgien gefasst werden. Der zweite Verdächtige ist noch auf der Flucht. Es handelt sich um Ayman Dawoud Kirit. Nach ihm wird mit einem Foto international gefahndet.
"Das war eine Hinrichtung"
Für Rechtsanwalt Peter Wüller ist die Sache klar: "Das war eine Hinrichtung". Die Täter hätten dem Boxer aufgelauert, erklärt der Bielefelder Jurist im Gespräch mit dem WDR. "Die Frage ist nur: Warum?".
Wüller vertritt die Eltern und die sechs Schwestern von Besar Nimani als Nebenkläger in dem Mordprozess. Sie wollen persönlich im Gerichtssaal dabei sein, wenn der mutmaßliche Mörder erstmals vorgeführt werde. "Nur der Vater packt das nicht", so der Rechtsanwalt. Er werde nicht erscheinen. Der Verlust seines Sohnes schmerze ihn noch immer zu sehr.
Hintergrund Drogengeschäfte?
Das Tatmotiv ist noch nicht geklärt. Besar Nimani fühlte sich aber offenbar bedroht und hatte kurz vor der Tat Anzeige wegen Stalkings erstattet. Das wurde später im NRW-Innenausschuss bekannt. Gegen wen die Anzeige lief, wurde nicht mitgeteilt.
Bekannt ist: Der ehemalige Boxprofi Besar Nimani betrieb nach seiner aktiven Karriere einen Kiosk in Bielefeld. Sein Bruder Berat berichtete nach dem Mord, dass Kriminelle versucht hätten, über den Kiosk Drogengeschäfte abzuwickeln. Doch Besar habe sich dagegen gewehrt.
War der Mord also ein Racheakt? "Wir wissen nicht, warum es zu dem vorbereiteten, kaltblütigen Mord kam", sagt jetzt Rechtsanwalt Georg Schulze dem WDR. "Wir erhoffen uns Aufklärung vom Gerichtsverfahren".
Vor mehr als zehn Jahren wurde schon mal auf Besar Nimani geschossen
Schulze spricht für die Ehefrau von Besar Nimani und dessen Bruder Berat. Der Bielefelder Strafverteidiger vertrat die beiden Brüder früher gemeinsam. Denn vor mehr als zehn Jahren war schon einmal auf den Boxer in der Bielefelder Innenstadt geschossen worden. Besar Nimani wurde zwar getroffen, erlitt aber keine lebensgefährlichen Verletzungen.
Bevor die Schüsse fielen, hatte es zwischen den Brüdern und anderen vor einem Restaurant Handgreiflichkeiten gegeben. Angeblich ging es um Schutzgeld. Der Schütze wurde zu einer Haftstrafe verurteilt.
Besar Nimani selbst war für die Polizei und die Justiz kein Unbekannter: Körperverletzung, häusliche Gewalt, unerlaubter Waffenbesitz sollen auf sein Konto gegangen sein.
Krawallen im Gericht vorbeugen
Das Landgericht Bielefeld hat für diesen Prozess die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Es wird an der Tür zum Verhandlungssaal Personen- und Ausweiskontrollen geben. Zudem werden Polizisten sowohl in Uniform als auch in Zivil vor Ort sein.
Man wolle mögliche Konflikte unter Prozessbesuchern erst gar nicht aufkommen lassen, erklärte ein Justizsprecher. Für das Verfahren gegen den mutmaßlichen Mörder von Besar Nimani sind zunächst einmal 13 Verhandlungstage bis Ende März 2025 angesetzt.
Unsere Quellen:
- Landgericht Bielefeld
- Polizei Bielefeld
- Gespräche mit Rechtsanwälten
- Innenausschuss NRW
- WDR-Reporter vor Ort
Über dieses Thema berichtet der WDR am 31.01.2025 auch im Radio auf WDR 2 und im Fernsehen in der Lokalzeit OWL.