Nahverkehr Westfalen-Lippe will Eurobahn übernehmen
Stand: 19.12.2024, 15:58 Uhr
In Westfalen-Lippe klebt auf fast jedem dritten Regionalzug das Logo der Eurobahn. Das Problem: Sie ist finanziell angeschlagen. Der Verkehrsverbund NWL will das Unternehmen jetzt selbst übernehmen, um den Zugverkehr zu sichern.
Von Julian Beuter
30 Prozent der Regionalzugfahrten in Westfalen-Lippe fährt die Eurobahn. Sie ist damit eines der wichtigsten Verkehrsunternehmen im Verbandsgebiet des Nahverkehrs Westfalen-Lippe, NWL. Täglich fahren tausende Fahrgäste mit den Zügen.
Das Problem: Das Unternehmen steckt finanziell in der Klemme. Eine Insolvenz könnte dafür sorgen, dass auf vielen Linien monatelang kein Zug fährt.
Ein symbolischer Euro
Der NWL will das verhindern. Er bietet an, die Privatbahn, die aktuell keinen Besitzer hat, für einen symbolischen Euro zu kaufen. Das soll den Verkehr bis zum Auslaufen der letzten Verträge mit der Eurobahn 2032 sichern.
Eurobahn kämpft mit Personalmangel
Denn nicht nur eine Insolvenz würde den Verkehr gefährden. Auch, dass sie überhaupt droht, sorgt jetzt schon für Probleme. Der Eurobahn fehlt an allen Ecken Personal. Täglich fallen deswegen Züge aus, außerdem hat die Eurobahn ihren Fahrplan zuletzt drastisch zusammengekürzt.
Expertinnen und Experten sagen, das liege auch daran, dass Mitarbeitende lieber jetzt schon das möglicherweise sinkende Schiff verlassen. Andere gehen gar nicht erst an Bord.
Würde der NWL die Eurobahn stützen, hofft er, macht das das Unternehmen nicht nur für Mitarbeitende wieder attraktiver. Auch Investoren könnten sich wieder für das private Bahnunternehmen interessieren.
Land soll Risiko übernehmen
Aber es gibt Kritik an dem Plan. Die SPD im Kreis Soest sorgt sich zum Beispiel, dass mit so einer Übernahme ein unkalkulierbares Risiko für die Kreise und kreisfreien Städte in Westfalen-Lippe einhergeht.
Die Finanzierung des Bahnverkehrs ist eigentlich über eine Pauschale von Bund und Land gesichert. Wenn die Kosten aber mal richtig explodieren, kann es sein, dass die Städte und Kreise im Verbandsgebiet Geld zuschießen müssen.
Das könnte bei der Eurobahn passieren, da sie in den letzten Jahren Verluste in Millionenhöhe gemacht hat. Die Soester SPD fordert deshalb, dass das Land dieses Risiko per Bürgschaft übernimmt.
Reaktion der Landesregierung
Die Landesregierung reagiert verhalten auf die Forderungen der SPD. Eine Sprecherin des Landesverkehrsministeriums sagt jetzt auf WDR-Anfrage, die Regierung habe schon die Fördermittel für den Bahnverkehr erhöht.
Es sei bis 2027 sichergestellt, dass die Zugfahrten, die aktuell angeboten werden, auch in Zukunft angeboten werden können. Man stehe aber in engem Austausch mit dem NWL.
NWL: Eurobahn-Übernahme günstigste Option
Der NWL hat die Kosten nach eigenen Angaben von Gutachtern prüfen lassen. Sie kommen demnach zu dem Ergebnis: Eine Übernahme wäre die günstigste Lösung. Die Alternative, eine sofortige Notvergabe der Linien an ein anderes Unternehmen, wäre viel teurer.
Denn: Das Unternehmen, das dann einspringt, würde das so kurzfristig natürlich nicht zum Schnäppchenpreis machen. Auch diese Mehrkosten müssten unter Umständen die Kreise und Städte tragen.
Politik entscheidet jetzt
Aber die Übernahmepläne müssen jetzt erstmal durch die Politik. Die sechzehn Kreistage und die Stadträte der drei kreisfreien Städte im Verbandsgebiet stimmen bis Ende Januar ab.
Wenn sie zustimmen, geht die Entscheidung noch durch die politischen Gremien innerhalb des NWL. Stimmen auch sie zu, kann der NWL die Eurobahn übernehmen.
Unsere Quellen:
- Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe
- SPD Kreistagsfraktion Kreis Soest
- Reporter-Recherche