Obdachloser mit Hund auf der Straße

Stadt Münster will Obdachlose zählen

Stand: 01.10.2024, 13:14 Uhr

Die Kommune will die Wohnungslosigkeit in der Stadt bis 2030 überwinden. Doch dafür muss man erst mal wissen, wie viele Menschen überhaupt obdachlos sind.

Von Marco Poltronieri

Fachleute beim Sozialamt der Stadt Münster schätzen, dass derzeit etwa 60 Menschen in Münster "Platte machen", also draußen leben, ohne ein Dach über dem Kopf. Aber so genau weiß das niemand, die Zahlen variieren.

Nimmt man diejenigen dazu, die in Übernachtungsheimen sozialer Einrichtungen untergebracht sind, ist man schnell bei über 1.000 Menschen ohne eine feste Wohn-Perspektive in der Stadt. Das will Münster nun ändern.

Zählung startet am 7. Oktober

Die Zählung bietet eine erste Gelegenheit dazu. Denn wenn man weiß, wie groß der Bedarf ist, kann die Stadt vielleicht zielgerichtete Maßnahmen umsetzen und besser helfen. Deshalb laufen die Erhebungen in der Woche vom 8. bis zum 14. Oktober.

In diesem Zeitraum haben Mitarbeiter des Sozialamtes und vieler caritativer Einrichtungen Zeit, ihre Befragungen durchzuführen. Die entscheidende Frage lautet: Wo waren Sie in der Nacht vom 7. auf den 8. Oktober? Wo haben Sie übernachtet? Haben Sie draußen geschlafen, also "Platte gemacht" oder haben Sie in einer Notunterkunft übernachtet?

Der Fragebogen beinhaltet insgesamt zwölf Fragen zur Person und der Situation der Wohnungslosigkeit, unter besonderer Berücksichtigung des Datenschutzes.

Viele wollen sich beteiligen

Dieter Vieß vom Arbeitersamariterbund Münster will auf jeden Fall mitmachen. "Ich werde mir die Hammerstraße vornehmen, da trifft man viele Leute", so Vieß. Die Hammerstraße ist eine der größeren Verbindungsstraßen in Münster.

Eine Person liegt in einem Schlafsack auf einem Bürgersteig

Neben Münster nimmt in Deutschland nur noch Bochum an dem Pilot-Projekt der Europäischen Union teil.

Dort, so vermutet er, trifft er auf Menschen, die in Hauseingängen übernachten und geduldet sind. Und die hoffentlich bereit sind, Fragen zu beantworten. Auch der Sozialdienst katholischer Frauen, die Bahnhofsmission Münster und die Johanniter wollen sich beteiligen.

Ein EU-Projekt

Angestoßen hat das Projekt übrigens die Europäische Union. Unter "EU Homelessness Counts" will sie Daten über die Wohnungslosigkeit in 15 europäischen Städten aus unterschiedlichen Ländern sammeln. Für Deutschland sind nur Münster und Bochum mit dabei. Erste Ergebnisse soll es Ende des Jahres geben.

Unsere Quellen:

  • Sozialamt der Stadt Münster
  • Dieter Vieß, Arbeitersamariterbund Münster
  • WDR-Reporter

Über dieses Thema berichtet der WDR am 01.10.2024 im Radio auf WDR 2.