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Gegen K.O.-Tropfen und Belästigung im Karneval: PartyGuides in Wolbeck
Stand: 24.02.2025, 18:17 Uhr
Die PartyGuides des Frauennotrufs in Münster haben beim Karnevalsumzug in Wolbeck über mögliche Gefahren beim Feiern aufgeklärt.
Von Brigitte Lieb
Es ist 13.30 Uhr am Ziegenbocksmontag in Münster-Wolbeck. Bald startet der Umzug hier, der Ortskern füllt sich. Lena Rottbeck und Paulina Bergius treffen sich vor dem Karnevalsmuseum. Sie tragen grüne Westen und haben drei pinke Jute-Beutel dabei. Nach einer kurzen Besprechung gehen sie los.
Die beiden Studentinnen sind seit einem halben Jahr ehrenamtliche PartyGuides. Schon nach den ersten 50 Metern machen sie bei einer fünfköpfigen Gruppe Halt. "Wir sprechen in erster Linie Frauen an, weil sie statistisch gesehen häufiger zu Opfern werden", erklärt Rottbeck.
Spikeys und Capycups gegen K.O.-Tropfen

Die PartyGuides verteilen sogenannte Spikeys und Capycups
Aus den pinken Beuteln holen die PartyGuides sogenannte Spikeys und Capycups heraus. "Die könnt ihr auf den Flaschenhals stecken oder über einen Becher spannen", sagt Paulina Bergius. Beides soll davor schützen, dass jemand K.O.-Tropfen ins Getränk kippt.
Schnell entwickelt sich ein Gespräch mit der Frauengruppe. Eine von ihnen erzählt, dass sie erst gestern ein komisches Gefühl beim Feiern hatte. Nach einer Whisky-Cola fühlte sie sich plötzlich neben der Spur. Ob sie etwas im Glas hatte, weiß sie nicht. "Heute trinke ich lieber nur Cola", ist heute ihre Devise.
Viele Frauen kennen Betroffene oder waren selbst Opfer
Solche Gespräche kennen die PartyGuides nur zu gut. "Total oft erzählen die Menschen über Erfahrungen, die sie schon gemacht haben", so Lena Rottbeck. Auch viele weitere Frauen berichten beim ZiBoMo, dass sie selbst oder andere woanders schon Übergriffe erlebt haben - entweder mit K.O.-Tropfen oder durch sexuelle Belästigung.

Sabina Schwarzwald ist dankbar über das Engagement der PartyGuides
Zu ihnen gehört Sabina Schwarzwald. Sie ist bei einem Damenkarnevalsverein aus Münster aktiv, heute ist sie privat hier. Eine Freundin aus dem Verein sei mal betroffen gewesen: "Das ist sehr erschreckend und man kriegt Angst."
"Das kann doch nicht normal sein, dass jeder irgendwen kennt", findet Paulina Bergius. Deshalb hat sie sich der Initiative des Frauen-Notrufs angeschlossen. Einsätze wie heute würden helfen, damit Feiernde für mögliche Gefahren sensibilisiert sind, egal ob beim Karneval oder anderswo.
"Ein Thema, was in die Öffentlichkeit gehört"
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ZiBoMo-Präsident Torsten Laumann verurteilt Übergriffe beim Karneval
Auf einem der Umzugswagen ist Torsten Laumann unterwegs, er ist der Präsident der KG ZiBoMo. Der Verein arbeitet zum dritten Mal mit den PartyGuides des Frauen-Notrufs zusammen. Sexuelle Belästigung und die Verabreichung von K.O.-Tropfen seien "zurecht eine Straftat" und "ein Thema, was in die Öffentlichkeit gehört."
Die Security-Mitarbeitenden und das Thekenpersonal hier seien geschult und griffen, wenn nötig, ein. Dass es durch die Maßnahmen keine Vorfällen mehr gibt, sei dennoch unwahrscheinlich.
"Leider sind diese K.O.-Tropfen in so kleinen Fläschchen, dass wir sie selbst mit der besten Kontrolle nicht komplett verhindern können." Torsten Laumann, Karnevalsgesellschaft ZiBoMo
Positive Bilanz nach zweieinhalb Stunden
Um 16 Uhr sind die PartyGuides am Ende ihres Einsatzes. Die drei pinken Jute-Beutel mit dem Präventionsmaterial sind leer. Und: "Der Pegel steigt natürlich. Die Leute finden es zwar immer noch gut, was wir machen, aber sind nicht mehr so interessiert an einem Gespräch", sagt Paulina Bergius.
Über 20 Anzeigen in den vergangenen zwei Jahren
Wie oft es in Münster tatsächlich zu Übergriffen beim Karneval kommt, lässt sich schwer belegen. Bei der Polizei gingen in den vergangenen zwei Jahren 20 Anzeigen ein, unter anderem wegen sexueller Belästigung oder weil mutmaßlich K.O.-Tropfen verabreicht wurden.
Betroffen waren hauptsächlich Frauen, aber auch Männer. Die Polizei und der Frauen-Notruf in Münster gehen allerdings davon aus, dass die Zahl der Straftaten in dem Bereich wesentlich höher ist.
Auch in diesem Jahr bleiben K.O.-Tropfen beim Karneval ein Thema. In Münster gab es am vergangenen Wochenende bereits erste Anzeigen.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Frauen-Notruf Münstere.V.
- Polizei Münster
- KGZiBoMo Wolbeck e.V.