Ein Ort unter Schock: Reaktionen nach Tötung eines Obdachlosen
Lokalzeit OWL. 30.10.2023. Verfügbar bis 30.10.2025. WDR. Von Jan-Ole Niermann.
Nach Mord an Obdachlosem: Betroffenheit in Horn-Bad Meinberg
Stand: 30.10.2023, 21:08 Uhr
Nachdem drei Teenager im lippischen Horn-Bad Meinberg einen Obdachlosen ermordet, die Tat gefilmt und das Video verbreitet haben sollen, ist die Betroffenheit in dem kleinen Städtchen weiter groß.
Von Tim Belke
Etliche Kerzen stehen auf der kleinen Wiese in einem Wohngebiet. Hier war der Obdachlose Thorsten D. in der Nacht zum Donnerstag (26.10.2023) ermordet worden. Die Obduktion hat Messerstiche als Todesursache bestätigt.
Zwischen den Kerzen sind Blumen niedergelegt. Auch mehrere Bilderrahmen mit Fotos des Toten stehen dort. Sie zeigen einen fröhlichen Mann mit Sonnenbrille und Bierflasche in der Hand.
Tat ist Gesprächsthema in der Stadt
Auf der Wiese am Tatort stehen auch am Montag noch viele Kerzen
Immer wieder kommen Menschen vorbei, bleiben kurz stehen, halten Inne. Die Betroffenheit in der Stadt ist nach wie vor groß. "Ich glaube, dass immer noch diese Bestürzung vorherrscht. Und eine große Verunsicherung in der Bevölkerung", sagt Matthias Zizelmann, Pfarrer der evangelischen Kirche in Horn. In den Schulen gibt es weiter Gesprächsangebote und Unterstützung unter anderem durch Schulpsychologen. An der Sekundarschule soll es im Laufe der Woche zudem eine extra Stunde mit den Klassenlehrerinnen oder -lehrern geben.
Dabei soll Schülerinnen und Schülern im geschützten Raum der Klassengemeinschaft die Möglichkeit gegeben werden, über ihre Gedanken im Zusammenhang mit der Gewalttat zu sprechen, heißt es von der Schulleitung.
Jugendliche haben Gewalt zugegeben
Staatsanwalt Alexander Görlitz im Gespräch mit dem WDR
Nachdem die beiden 15-jährigen Verdächtigen bei der Polizei bereits eingeräumt hatten, gegenüber Thorsten D. gewalttätig geworden zu sein, hat auch der 14-Jährige zugegeben, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Eine Richterin hat für alle drei Untersuchungshaft angeordnet. Bei Jugendlichen sind die Hürden hierfür höher als bei Erwachsenen. Die Verhältnismäßigkeit der U-Haft muss besonders geprüft werden, erläutert Staatsanwalt Alexander Görlitz. Im Fall der drei mutmaßlichen Mörder sei die Haftanordnung aber unausweichlich gewesen.
Getrennte Unterbringung für Mittäter
Die drei Jugendlichen sind in unterschiedlichen Jugendgefängnissen in NRW untergebracht, damit sie während der Untersuchungshaft keinen Kontakt zueinander haben können. So soll verhindert werden, dass sie sich absprechen können.
Bis zu zwei Stunden Besuch pro Monat dürfen jugendliche Untersuchungshäftlinge erhalten. Aufgrund des jungen Alters der Beschuldigten bemüht sich die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben, das Verfahren schnell abzuschließen. Wann Anklage gegen die drei erhoben wird, ist aber noch unklar.